Schwarm wollte nicht weiterziehen Imker retten 8000 Bienen

Ratingen. · Weil die Insekten keinen passenden Nistplatz fanden, hingen sie Wochen an einem Baum.

 Wohngemeinschaft auf engstem Raum: Dieser Bienenschwarm war Blickfang an der Straße Kreuzerkamp.

Wohngemeinschaft auf engstem Raum: Dieser Bienenschwarm war Blickfang an der Straße Kreuzerkamp.

Foto: RP/Imkerverein Ratingen

Das kommt auch nicht alle Tage vor: Eine spektakuläre Bienenschwarm-Rettung spielte sich jetzt in Ratingen ab. Die Aktion ging gut, die quirligen Insekten konnten wohlbehalten an einen anderen Ort gebracht werden.

Hintergrund der konzertierten Hilfe: Seit nunmehr drei Wochen hing an einem Baum am Kreuzerkamp ein Schwarm mit rund 8000 Bienen, der einfach nicht weiterziehen konnte, weil die Bienen nichts Passendes gefunden hatten.

Sie hatten bereits mit dem Bau von Wachswaben begonnen und trugen auch schon Nektar ein. Für Passanten und Anwohner war dies ein interessantes Schauspiel, weil die Bienen recht friedlich in luftiger Höhe von fünf Metern am Baum hingen und ihrer Arbeit nachgingen.

 Mit vereinten Kräften wurden die Insekten zu einem Ort gebracht, der rund vier Kilometer vom Kreuzerkamp entfernt ist.

Mit vereinten Kräften wurden die Insekten zu einem Ort gebracht, der rund vier Kilometer vom Kreuzerkamp entfernt ist.

Foto: RP/Imkerverein Ratingen

Auf Dauer war das aber keine Lösung, denn der nächste Regen oder ein Gewitter mit Windböen hätte das Volk zerstören können, weil Honigbienen eine Behausung brauchen.

Eine aufmerksame und verantwortungsbewusste Bürgerin rief deshalb beim Ratinger Bienenzuchtverein an, denn ohne das Einwirken eines Imkers würde der Schwarm den nächsten Winter im Freien nicht überleben.

Dies nahmen die „Neu-Imker“ Alfonso Villano und Georg Kiosses aus dem Bienenzuchtverein zum Anlass, ihre erste Rettungsaktion zu starten. Jürgen Schmitz (Firma STS Ratingen und im Vorstand der „Gartenfreunde an der Anger“) erklärte sich kurzfristig bereit, zur Rettung der Bienen ein Gerüst zur Verfügung zu stellen, half bei Auf- und Abbau – und so begannen sie am Freitagabend mit dem Aufbau eines Gerüstes und der Rettung der Bienen.

Nach gut einer Stunde war der Zauber vorbei, und die Bienchen samt ihrer Königin waren gesund in einer Beute (Bienenbehausung) eingesammelt.

Der Schwarm muss sich
zunächst neu orientieren

Anfangs waren die Bienen nach Angaben des Imkervereins in ihrer neuen Behausung zwar noch etwas zickig, aber auch das legte sich nach gut einer Stunde. Nun steht der Schwarm erst einmal auf einem Gelände, etwa vier Kilometer vom Kreuzerkamp entfernt, um sich wieder neu zu orientieren. In rund drei Wochen findet das Volk auf dem Vereinsgelände der Gartenfreunde an der Anger sein neues Zuhause, wo es dann täglich seiner so wichtigen Arbeit nachgehen kann: Die Insekten tragen Nektar und Pollen ein und bestäuben somit die Blüten der Umgebung und halten die Vegetation am Leben.

Franz Naber ist 1. Vorsitzender des Ratinger Bienenzuchtvereins von 1868. Er betonte: „Ein großes Dankeschön geht an alle Helfer, die zur erfolgreichen Bienenrettung beigetragen haben.“ Man sei ein Verein mit 74 Imkern und durchschnittlich 260 bis zu 400 Bienenvölkern. Das jüngste Mitglied ist 14 Jahre alt, der älteste Imker steht im 96. Lebensjahr.

Die Ratinger Imker betreuen insgesamt 260 bis 375 Bienenvölker, die im Stadtgebiet und Stadtrand aufgestellt sind. Die Stadt Ratingen verlieh dem Verein am 29. März 1990 den Umweltschutzpreis für das Jahr 1989.

Der Ratinger Bienenzuchtverein ist der mitgliederstärkste Verein im Kreisimkerverband Mettmann. Im Kreisimkerverband Mettmann sind zwölf Ortsvereine mit insgesamt rund 250 Imkern und rund 1300 Bienenvölkern organisiert. Das Vereinsleben des Ratinger Bienenzuchtverein von 1868 wurde und wird lehrreich und unterhaltsam gestaltet.

Der rund 3000 Quadrartmeter große Bienenlehrstand des Vereins an der Oststraße zeigt praktische Beispiele für Insekten-, Vogel- und Pflanzenschutz. Mehr als 1000 Besucher, darunter insbesondere Schulklassen, nahmen bisher die Gelegenheit wahr, am Bienenlehrstand praktischen Unterricht zum Naturschutz zu erhalten.