20 Dialog-Displays für Ratingen Wer langsam fährt, erntet ein Lächeln
Ratingen · In diesen Tagen werden im gesamten Stadtgebiet 20 Dialog-Displays angebracht. Sie sollen dabei helfen, die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer zu reduzieren.
Die lange Gerade der Talstraße lädt schon ein bisschen dazu ein, das Gaspedal durchzutreten. Erlaubt ist allerdings nur Tempo 30. Wer sich daran hält, wird ab sofort mit einem Lächeln belohnt. Hier wurde das erste von insgesamt 20 Dialog-Displays installiert, die im Stadtgebiet für mehr Sicherheit sorgen sollen.
Die Anzeigen gelten als wirkungsvolle Methode zur Temporeduzierung im Straßenverkehr: sogenannte Dialog-Displays, die Autofahrenden anzeigen, wie schnell sie gerade unterwegs sind. Wer sich ans geltende Tempolimit hält, wird mit einem grünen Smiley belohnt. Liegt man drüber, wird das Emoji rot und die Mundwinkel wandern „enttäuscht“ nach unten. „Die Straßen in Ratingen werden mit Smileys ein Stück weit sicherer“, sagt Petra Cremer, Technische Beigeordnete der Stadt Ratingen.
In allen Bezirksausschüssen wurde das Thema debattiert und die Ratsfraktionen haben sich mit ihren Ortskenntnissen intensiv eingebracht. Dabei konnten sie ein internetbasiertes Tool nutzen. Priorisiert wurden sensible Bereiche, wo es entweder besonders wichtig ist, dass das Tempolimit eingehalten wird oder wo die Beschaffenheit der Straße zum Beschleunigen „einlädt“. Am Ende gingen bei der Verwaltung rund 60 Standortvorschläge ein. Jeder Einzelne musste aufwendig darauf hin geprüft werden, ob ein Display dort technisch machbar ist und seine Wirkung entfalten kann. So kamen aus technischen beziehungsweise rechtlichen Gründen nur innerörtliche Straßen mit Tempo 30 oder 50 in Frage. Martin Potrykus von der Herstellerfirma Wavetec weiß, worauf es ankommt: „Die Displays sollten an geraden Strecken stehen und nicht durch Hindernisse wie Bäume oder parkende Fahrzeuge blockiert werden“, sagt er. Vor und hinter Kurven sei die Messung kompliziert. Die Geräte seien ausgiebig getestet, so Potrykus. Die Messungen weisen die gleichen Toleranzen auf, wie eine Messung der Polizei.
„Außerdem muss das Display lang genug im Blickfeld der Autofahrer sein“, sagt Jana Büscher, Abteilungsleiterin Verkehrsplanung im Planungsamt. Und schließlich muss auch eine geeignete Straßenleuchte vor Ort sein, weil Strom aus den Leitungen in den Masten benötigt wird. Aus diesem Grund grüßen einige Displays übrigens auch von der linken Straßenseite. Die Anzeiger haben einen Akku, der nachts, wenn die Laternen eingeschaltet sind, aufgeladen wird und für den Rest des Tages hält. Untersuchungen haben ergeben, dass die Displays Autofahrende tatsächlich dazu bewegen können, den Fuß vom Gas zu nehmen. „Das ist psychologisch einleuchtend“, sagt Petra Cremer, „viele fahren ja nicht absichtlich zu schnell, sondern sind vielleicht nur in Gedanken. Wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, korrigieren sie sich. Aber auch auf andere verfehlt der Tadel mit den weit heruntergezogenen Mundwinkeln nicht seine Wirkung. Die wenigsten von uns enttäuschen andere gern.“
Aus den 60 vorgeschlagenen Standorten wurden am Ende 53. Nicht überall wird gleich das Display angebracht. Zunächst werden 53 Halterungen montiert. Die Standorte wurden in Prioritätsklassen eingeteilt. Zum Start kommen die 20 beschafften neuen Displays an die Prio-1-Standorte. Ein Anzeiger älterer Bauart steht auch noch zur Verfügung. „Nach einer gewissen Zeit werden wir die Standorte wechseln, damit sich die Wirkung durch die fortschreitende Gewöhnung nicht zu sehr abnutzt“, sagt Fabian Böttcher, Abteilungsleiter Straßenunterhaltung im Tiefbauamt. Die Anschaffung und Montage der Dialog-Displays und der weiteren Halterungen kostet rund 65 000 Euro. Die laufenden Betriebskosten sind aufgrund des niedrigen Stromverbrauchs der Displays gering. Dank der unkomplizierten und tatkräftigen Unterstützung der Stadtwerke Ratingen bei der Beschaffung und Montage der Maststeckdosen gehen die Displays jetzt in Betrieb. Bis Mittwochabend sollen alle montiert sein. Zurücklächeln ist ausdrücklich erlaubt.