Ratingen trickst das Gesetz zum Schutz vor Rauchern aus
Die Stadt beabsichtigt, feste Anbauten neben Kneipen und Cafés zuzulassen.
Ratingen. Gemütlich ist anders: Raucher, die ihrem Genuss frönen wollen, müssen oft hart im Nehmen sein. Seit das Nichtraucherschutzgesetz sie aus Kneipen und Gaststätten nach draußen zwingt, stehen sie dort immer wieder im Regen oder kalten Wind.
Und da die Kneipiers und Gastronomen ihre rauchende Kundschaft nicht verlieren wollen, haben sie vor allem im Ratinger Ortsteil Lintorf Überdachungen und Unterstände errichtet, die sich meistens am Rande der Legalität und im optischen Grenzbereich bewegen.
Das soll sich jetzt ändern: Die Stadtverwaltung will dazu den Bebauungsplan am Lintorfer Markt ändern, um den Bau „überdachter und eingehauster Außenbereiche“ zu erlauben. Zudem sollen Geschäfte im Erdgeschoss ihre Verkaufsfläche vergrößern dürfen.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte die örtliche CDU, die sich um den Erhalt der lebendigen Gaststätten- und Kneipenszene im Ortsteil (das „Schwabing Ratingens“) Sorgen gemacht hat.
Die Gaststätte „Simon’s“ hatte bereits vor einem Jahr den Wunsch geäußert, die Markise, die den Außenbereich überdeckt und die schon mehrfach durch Stürme zerstört wurde, durch ein Kunststoffdach auf Leichtmetallstützen zu ersetzen.
Nach geltendem Planungsrecht wäre eine Genehmigung nicht möglich — trotz des Hinweises darauf, dass die Stadt einer anderen Kneipe („Zum Kothen“) den Anbau eines Wintergartens erlaubt hat.
Und die Gaststätte „Meck am Markt“ einen inzwischen fast rundum geschlossenen Holzanbau als Raucherzone errichten durfte. „Was dem einen genehmigt wird, sollte man dem anderen auch zugestehen“, begründete die Wirtin Petra Doron in ihrem Schreiben.
Im Bezirksausschuss Lintorf erhielt der Verwaltungsvorschlag in dieser Woche einstimmigen Zuspruch.
Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) stellt in einer Bilanz seit Einführung des absoluten Rauchverbotes fest, dass 80 Prozent der Schankbetriebe Umsatzeinbußen haben. Und knapp ein Drittel der Gastronomen beklage sich über verlorene Investitionen in „Raucherlösungen“.