Ratinger feiern ihren neuen Bahnhof
Seit Samstag fahren wieder Busse und Bahnen am Düsseldorfer Platz ein. Beim Bürgerfest fuhren viele Besucher eine erste Runde mit der Oldie-Bahn.
Ratingen. „Vor dem Hintergrund der bekannten Mängel des Zentralen Omnibus-Bahnhofs (ZOB) und eines absehbaren weiteren Zurückfallens des Düsseldorfer Platzes kann dessen technische und städtebauliche Neugestaltung nicht weiter aufgeschoben werden.“ Das stand in einem CDU-Antrag an die Stadt vor zehn Jahren, wenige Tage, nachdem Ratsherr Gerold Fahr zu einer Bürgerversammlung zum Thema „Neue Entwicklung am Düsseldorfer Platz, Wehrhahnlinie, Polizei, Disco“ eingeladen hatte. Nun ist das Werk vollbracht: Es wurde zur ersten Nutzung des „multimodalen Knotenpunkts“ am Düsseldorfer Platz geladen.
Multimodal kann man im Wörterbuch nachsehen, Knotenpunkt ist in dem Fall der Ort, an dem Busse und Bahnen barrierefrei den Fahrgästen zur Verfügung stehen und sie so schnell und problemfrei von A nach B und auch C transportieren wie möglich. Rheinbahn und Stadt Ratingen offerierten den Bürgern ein Fest rund um Schienen und Straßenbahnarchitektur und dazu auch noch geführte Rundgänge durch die Nachbarschaft. Noch einmal durften historische Bahnen zeigen, wie es vor Jahren zwischen Düsseldorf und Ratingen zuging — als die jetzige Stadtbahnlinie noch 12 hieß und das auf einem runden Emaille-Schild kundtat.
Auf dem Dach gab es Halterungen, die bei Stadtfesten und großen Messen mit Fähnchen ausgestattet wurden. Diesmal nun prangte beim Fahrer eine frische Blumengirlande. In der Zeit von 2018 bis jetzt wurde — wenn man es exakt berechnet - 18 Monate lang gebaut. Es wurden allerhand Probleme erkannt und bewältigt, Bäume gefällt und neue gepflanzt und ein Stück Ratingen ziemlich dauerhaft hinter Absperrzäunen verborgen. Nicht selten mochte man meinen: „Hört das denn nie auf?“
Wenn die Rheinbahn nun in der Einladung jubelt: „Ratingens Herz schlägt wieder!“, so ist das literarisch ziemlich hoch gegriffen. Aber Planer, Macher und vor allem Nutzer können schon froh sein, dass diese Baustelle fertiggestellt ist — bis auf ein paar kleine Reste. Bürgermeister Klaus Pesch, Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel sowie Rheinbahn-Vorstandssprecher Michael Clausecker, die mit einer Bahn aus dem Jahre 1928 als Vorreiter der modernen Züge anreisten, ein Band durchtrennten und viele freundliche Worte fanden, läuteten damit ein Fest ein.
Da der Ratinger jeden Alters stets sein Smartphone im Anschlag hat, wurde alles fotografiert oder gefilmt, bis die Speicherkarten voll waren. Oldtimerbusse brachten die Gäste aus den Ratinger Stadtteilen Hösel, Eggerscheidt und Homberg zum Ort des Geschehens. Außerdem gab es Rundfahrten von Düsseldorf nach Ratingen und zurück — mit vier Bahnen der Baujahre 1920 bis 1954. Durch die neuen Bussteige neben den 60 Meter langen Stadtbahnsteigen der Linie U 72 ist das Umsteigen für die Fahrgäste ab sofort ganz leicht. Drei Steige sind in „Sägezahn-Form“ angeordnet, so dass die Busse problemlos aneinander vorbeifahren und trotzdem bündig am Bordstein halten. Bis heute beträgt das Investitionsvolumen der Bauarbeiten rund 14,9 Millionen Euro. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr als Zuschussgeber bezahlt davon 7,5 Millionen Fördermittel, die Rheinbahn schießt als Eigenanteil inklusive Planungs- und Bauüberwachungskosten etwa 2,1 Millionen Euro zu.