Ringen um Supermarkt in Hösel geht weiter

Der Stadtrat hat sich jüngst gegen einen Neubau am Bahnhof Hösel ausgesprochen. Der Goldkuhle-Investor will nicht aufgeben.

Ratingen. Der Projektentwickler Ten Brinke in Düsseldorf ist nach wie entschlossen, am Bahnhof Hösel einen Lebensmittellladen auf dem brachliegenden Goldkuhle-Gelände anzusiedeln. Einen Interessenten gebe es bereits, sagte Geschäftsführer Hans-Werner Schönberg. Hösel könne sehr wohl zwei Lebensmittler verkraften. Schönberg verweist auch auf den enormen Kaufkraftabfluss aus Hösel, den es zu stoppen gelte.

Foto: Achim Blazy

Wie sehr das Thema den Höselern am Herzen liegt, zeigte die sehr gut besuchte Info-Veranstaltung, zu der kürzlich die CDU eingeladen hatte. Sicherlich war die Mehrheit der etwa 3000 Bürger für einen Vollsortimenter im Höseler Norden. Vom insgesamt 25 000 Quadratmeter großen Gelände will Ten Brinke eine 5000 Quadratmeter große Fläche kaufen — wenn der Bauantrag genehmigt wird. Das sehe der notarielle Kaufvertrag vor, der unter anderem unter dieser Bedingung wirksam werde.

Doch der Rat beschloss soeben, „die Planung Supermarkt nicht weiter zu verfolgen“. Baudezernent Jochen Kral könnte sich höchstens eine ungefähr 200 bis 300 Quadratmeter große Fläche „unterhalb vom Supermarktniveau“ vorstellen, etwa einen Kiosk oder einen Bio-Laden wie an der Krummenweger Straße.

Ten Brinke plant dagegen für einen Vollsortimenter maximal 900 Quadratmeter plus maximal 300 Quadratmeter für einen integrierten Getränkemarkt. Auch 75 Parkplätze seien geplant. Den Namen des Interessenten mochte er nicht herausrücken, doch soviel sei sicher: Es sei ein Lebensmittler, der mit seinem Angebot individuell auf seine Kundschaft in dem Ortsteil eingehe.

Auch rechtlich sieht Schönberg keine Bedenken: Der Kaiser’s Markt im Hösel Center liege im sogenannten zentralen Versorgungsbereich (ZVB). Eine weitere Ansiedlung in diesem Bereich sei aus strukturellen Gründen nicht umsetzbar, daher setzt er auf eine Sonderregelung innerhalb des Allgemeinen Siedlungsbereiches (ASB) am Bahnhof. Die Politik dürfe „nicht nur gegen etwas sein, sondern muss auch die Nahversorgung des Stadtteils im Blick haben“. Und die ist dort so gut wie nicht vorhanden. Ein Argument für die Ratinger Politik solle doch der Kaufkraftabfluss sein: „Hösel leidet unter einem enormen Kaufkraftabfluss von rund elf Millionen Euro.“

Die Stadt Heiligenhaus habe nun zum zweiten Mal in Folge das wertvolle Potenzial der Höseler Bürger erkannt und steuere mit dem Neubauvorhaben der HBB mit rund 6500 Quadratmeter Verkaufsfläche erneut auf diese Kaufkraftabschöpfung zu: „Einige Politiker schauen weiterhin tatenlos zu.“ Im Bereich des Hösel-Centers gebe es augenblicklich eine Verkaufsfläche von etwa 1850 Quadratmetern, dort werde ein Umsatz von etwa zwölf Millionen jährlich generiert. „Die Kaufkraftbindung am Bahnhof dürfte bei guten 4,4 bis bis 4,5 Millionen Euro liegen. Diese Zahlen sprechen für sich und bedürfen keiner weiteren Erklärung, dass dadurch kein Betrieb geschädigt wird“, so Schönberg. „Es wäre immer noch Potenzial für einen zweiten Markt in Hösel.“

Auch Stefan Heins, CDU-Ratsherr, sorgt sich angesichts der Entwicklung in Heiligenhaus darum, dass immer mehr Höseler das eigene Zentrum links liegen lassen und stattdessen nach Heiligenhaus fahren. Von 6500 Quadratmetern Einzelhandelsfläche seien dort 5000 für Lebensmittel geplant. Zwar hat Kaiser’s den Mietvertrag im Hösel-Center gerade verlängert, doch die Zukunft gerade solcher Filialen — mit schlechter Parkplatzsituation — sieht eher düster aus. Dennoch macht sich Kral über eine mögliche Nachfolge von Kaiser’s „überhaupt keine Sorgen“. Heins setzt auf das nach den Ferien erwartete Einzelhandelskonzept. Ein gestärktes Hösel-Center und Einzelhandel am Bahnhof könnten den Kaufkraft-Abfluss schwächen. Kral kündigte Gespräche mit den Investoren für Markt und Wohnungsbau an.