Ross und Reiter sind bereit für den Festzug
Vor dem Ritt durch Ratingens Straßen am Sonntag drehten Mensch und Tier eine Testrunde.
Ratingen. Der erste Rittmeister der St. Sebastiani-Bruderschaft Peter Krümmel ist sattelfest. Das gilt für den gelernten Sattler beruflich wie privat. Wenn am Sonntag mehr als 40 Pferde und eine Handvoll Kutschen am Ratinger Schützenzug teilnehmen, trägt er eine große Verantwortung. Die Tierschutzorganisation Peta hatte ihre Kritik an Pferden in großen Umzügen nach dem Sturz eines Tieres im Kölner Karnevalszug erneuert. „Der Vorfall zeigt auf tragische Weise, dass Pferde beim Karneval nichts zu suchen haben. Obwohl die Stadt Köln scharfe Tierschutzkontrollen für den Umzug angekündigt hat, konnte das Tierleid nicht verhindert werden“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei Peta.
Peter Krümmel, Oberst
Leiden die Vierbeiner als Fluchttiere nicht zu sehr unter den vielen Menschen und der lauten Musik? Peter Krümmel: „Ein ganz klares Nein. Denn wir in Ratingen tun eine Menge dafür, dass sich Reiter und Pferd im Festzug wohl fühlen.“ Und relativiert den Unfall mit einem Pferd im vergangenen Rosenmontagszug von Köln. Auch bei Menschen komme es ab und an vor, dass diese mal ausrutschten und hinfielen. „Das beachtet in der Berichterstattung aber niemand.“ Ähnlich sei es in Köln mit dem Pferd gewesen. „Dem Tier ist nichts passiert.“
Um ein aktives Mitglied im Ratinger Reitercorps zu sein, müssen die Schützen hoch zu Ross das ganze Jahr über reiten und im Training bleiben. Bei Mitgliedern mit einem eigenen Pferd ist das ohnehin Teil des eigenen Hobbys. „Aber auch wer kein eigenes Pferd besitzt, kann bei uns zum aktiven Corps gehören“, sagt Krümmel. Voraussetzung ist, dass man regelmäßig Reitstunden nimmt und den Nachweis darüber auch vorzeigen kann.
Am Donnerstag vergangener Woche hatte ein knappes Dutzend Reitersleut’ Generalprobe beim Reitstall Witting im Ratinger Schwarzbachtal. Wer am Sonntag auf ein Leihpferd steigt, lernte bei dieser Gelegenheit seinen vierbeinigen Partner für den großen Schützensonntag kennen. Auch bei der Zusammenstellung von Mensch und Pferd achtet Krümmel darauf, den idealen Mix zu finden.
„Grundsätzlich gilt, dass ein unerfahrener Mensch oder ein unerfahrenes Tier jeweils mit einem erfahrenen Partner zusammenkommt.“ So könnten Ross und Reiter voneinander lernen. Beim Pferdeverleiher wird alljährlich auch der Vorbeiritt an lauter Musik geübt. Bei der Parade nehmen die Kapellen zudem Rücksicht auf das berittene Personal und dämpfen Paukenschläge und Flötentöne. Für sämtliche Kutscher gilt seit neustem eine Führerscheinpflicht. „Die Papiere habe ich mir alle zeigen lassen“, sagt Krümmel, der auch bei den Kaleschen nichts dem Zufall überlassen will. Weil das Corps noch weitere Mitglieder sucht, stellt sich Peter Krümmel der Frage, bis zu welchem Alter Mann oder Frau sich zum ersten Mal auf ein Pferd setzen können: „Vorausgesetzt, man ist ein wenig sportlich, kann man auch in den hohen Fünfziger Jahren noch mit dem Reiten anfangen und dann bei uns mitmachen.“