Schon wieder Zoff ums Rathaus
2018 zieht Vodafone aus dem D2-Park aus. Die Idee, mit dem Rathaus in das dann leer stehende Gebäude zu ziehen, kommt nicht gut beim Technischen Beigeordneten Jochen Kral an.
Ratingen. Der Kurs ist klar und für Jochen Kral unumstößlich. „Das Rathaus gehört eindeutig in die Stadtmitte“, betont der Technische Beigeordnete. Der Planungsdezernent fügt an: „Wir wollen keine anonyme und technokratische Einrichtung, die schlecht erreichbar ist. Wir wollen repräsentative Ämter im Herzen der Stadt anbieten, unter anderem das Bürgerbüro, aber auch das Sozialamt.“ Es gehe darum, dass die Bürger aktiv teilhaben sollen an der Arbeit der Verwaltung und der Politik — und dies lässt sich aus Sicht des Technischen Beigeordneten nur mit Hilfe des bereits geplanten Bauvorhabens an der Minoritenstraße realisieren. Kral betont: „Dort werden die Fraktionen untergebracht, dort tagt der Rat.“
Jochen Kral, Beigeordneter
Er hat sehr wohl zur Kenntnis genommen, dass zum Ende der vergangenen Woche eine neue Debatte über den Sinn dieses mittlerweile mehr als 31 Millionen Euro teuren Neubaus entbrannt ist. Hintergrund ist die Nachricht, dass Vodafone spätestens Ende 2018 den Standort im D 2-Park verlassen wird.
Die Bürger Union hat in einem Antrag sofort auf die neue Entwicklung reagiert. Tenor: Man müsse in Sachen Verwaltungszentrale neu nachdenken. Doch für Kral kommt ein Umzug von rund 180 Mitarbeitern in die dann leerstehenden Räume im D 2-Park nicht in Frage. Und er ist überzeugt, dass man einen Generalunternehmer (GU) finden wird, der das nicht unumstrittene Neubau-Projekt realisieren kann.
Rund 35 interessierte Bewerber hätten die Unterlagen zum Teilnahmewettbewerb mit Verhandlungsverfahren mittlerweile abgerufen. Laut Kral ist dies eine gute Resonanz, die ihn optimistisch stimmt. „Wir sollten mutig sein und dieses Projekt weiter voranbringen“, betont er. Der Rathaus-Neubau gehört für den Technischen Beigeordneten zu den zentralen Projekten in der Innenstadt.
Doch es gibt noch andere Maßnahmen, die in den kommenden Jahren verwirklicht werden sollen. So könnte es eine Lösung mit Blick auf die Umgestaltung des Areals im Bereich Turmstraße/Kirchgasse geben. Man befinde sich in sehr guten Gesprächen mit der Kirche, im April gebe es einen weiteren Termin, ergänzt der Planungsdezernent. Fakt ist: Das völlig marode Parkhaus Kirchgasse soll im Sommer abgerissen werden, die Stadt will dann für rund 120 000 Euro einen Parkplatz mit 60 Stellplätzen herrichten lassen. „Dieser Parkplatz soll noch vor dem Weihnachtsgeschäft fertig sein“, berichtet Kral.
Auch am Düsseldorfer Platz soll sich endlich etwas tun. „Wir hatten ein sehr gutes Gespräch mit der Rheinbahn“, erläutert er, „die Umbauarbeiten könnten im Sommer starten.“ Wie bereits berichtet, soll der Verkehrsknotenpunkt (Endhaltestelle der Wehrhahnlinie) grundlegend umgestaltet werden und ein Glasdach bekommen. „Ich finde es wichtig, dass der ÖPNV entsprechend aufgewertet wird“, so Kral.
Ein anderes wichtiges Thema ist die Stärkung des Gewerbestandortes Ratingen West/Tiefenbroch. Ein neuer Standortmanager soll sich um brachliegende Gewerbeflächen kümmern. Kral weiß, dass es zwischen dem boomenden Premium-Standort Ost und dem Pendant in West eine große Diskrepanz gibt. Während namhafte Firmen (DKV Euro Service, Mitsubishi Electric und SAP) den Standort Ost weiter veredeln, wird es für West und Tiefenbroich trotz intensiver Bemühungen immer schwieriger, ansiedlungswillige Firmen zu binden. „Da müssen wir dringend etwas tun“, unterstreicht Kral, der auch mit Blick auf das Westbahn-Projekt am Ball bleiben will. Rückendeckung bekommt er vom Unternehmensverband Ratingen (UVR). Die lokale Wirtschaft ist davon überzeugt, dass die 42 Kilometer lange Verbindung von Düsseldorf über Tiefenbroich, Ratingen West und Lintorf bis zum Duisburger Hauptbahnhof eine willkommene Alternative für hoch gefrustete Pendler sein kann.