Schüler lernen auf dem Markt fürs Leben
Zwei Klassen der Lintorfer Johann-Peter-Melchior-Schule sehen sich zur Erntedankzeit um.
Ratingen. Das Erntedankfest ist in der christlichen Welt ein Fest nach der Ernte im Herbst, in Gedenken an den engen Zusammenhang zwischen Mensch und Natur. Gott für die Gaben der Ernte zu danken, gehörte schon immer zu den religiösen Grundbedürfnissen. Gefeiert wird es aber auch in anderen Kulturkreisen. Je nach Kultur und Klimazone des Landes wird es zu unterschiedlichen Terminen und auf ganz unterschiedliche Art und Weise begangen.
Auch Kindern sollte durch das Erntedankfest die Zyklen des Jahreslaufes und der Nahrungsproduktion bewusst gemacht werde. Es soll zeigen, dass zum Beispiel das Gemüse nicht wie von Zauberhand in die Dose kommt. Geschweige denn, darin wächst. In der Johann-Peter-Melchior Grundschule wurde das Thema daher auch im Religionsunterrichtes behandelt. Interessiert hörten die Schüler der beiden zweiten Klasse zu, wie Lehrerin Petra Schürmann ihnen die Geschichte von Martin vorliest, der einen Kürbis herangezüchtet hatte und ihn schließlich auf dem Markt verkaufen sollte, es aber eigentlich gar nicht wollte. „Diese Geschichte mag ich sehr gerne, sie stammt noch aus einem Lesebuch aus meiner Schulzeit. Man kann sie aber trotzdem in die heutige Zeit übertragen. Und beim Lesen kam mir die Idee, mit den Kindern einmal auf den Wochenmarkt zu gehen und zu zeigen, was hier bei uns direkt vom Erzeuger angeboten wird. So ein Ausflug passt doch prima zur Erntedankzeit“, sagte Schürmann. Die Schüler hatten es nicht weit, nur wenige Meter vom Schulgebäude entfernt direkt neben der St. Anna-Kirche ist an zwei Tagen in der Woche Markt. Die Kinder hatten viel Spaß bei diesem kleinen spontanen Ausflug. Es bereitete ihnen große Freude, das vielfältige Angebot an Obst und Gemüse an den Ständen zu erkunden und mit ihrem eigenen Geld alleine etwas Leckeres oder Schönes für sich selber auszusuchen und zu kaufen oder für Mama die Zutaten für die Kürbissuppe zu besorgen. Tim hatte extra von seinem Taschengeld einen Euro eingesteckt. „Dafür habe ich dann für meine Mama Blumen gekauft, darüber hatte sie sich ganz doll gefreut“, erzählt er hinterher stolz. Andere kauften Obst, Kürbisse oder Brot. Die achtjährige Carla geht mit ihren Eltern zu ihrem Bedauern fast nie auf den Lintorfer Markt. „Wir gehen meistens im Supermarkt einkaufen. Aber da ist das doch alles eingepackt und gar nicht frisch. Hier auf dem Markt kommt alles direkt vom Bauernhof. Das ist doch eigentlich viel besser“, stellte sie fachmännisch fest.
Auch die Markthändler hatten ihre Freude mit den jungen Besuchern. Sie waren sehr großzügig, es gab kleine Kostproben in Form von Erdbeeren, Äpfeln oder Brötchen für die jungen Feinschmecker, und manch ein Händler drückte bei so viel Enthusiasmus der Schüler das ein oder andere Auge zu und gab Sonderrabatt. Breitwillig standen sie Rede und Antwort, als die Schüler sie zu der diesjährigen Ernte und ihre Anbaugebiete befragten.
„Wir haben auch einige Obstsorten erklärt, wie zum Beispiel die ‚Reinen Clauden‘, die waren einigen unbekannt oder die unterschiedlichen Apfelsorten, die es zur Zeit gibt“, sagte Markhändler Heinz Liethen. Zurück in der Schule wurde mit allen „Mitbringseln“ ein farbenfrohes Naturmandala zum Erntedank gelegt, bevor die Kinder ihre selbstgetätigten Einkäufe mit nach Hause nahmen.
Zum Abschluss des Ausfluges wurde gemeinsam ein Dankgebet gesprochen. Allen Kindern fiel es nach diesem bunten, genussvollen Marktbesuch leicht, einen entsprechenden Text zum Dank für diese Ernte zu formulieren. Carla hat im Unterricht gut aufgepasst. „Erntedank ist nämlich, wenn die Bauern Danke für eine gute Ernte sagen und dafür, dass alle genug zu Essen haben“, weiß sie zu berichten.