Schulstart ohne Not: Ratinger unterstützen Kinder

Armut ist auch in Ratingen ein Thema. Ein Projekt unterstützt Eltern bei der Ausstattung ihrer Kinder für die Schule.

Ratingen. Der erste Schultag ist für Kinder etwas ganz Besonderes. Ein Tag, den man nie mehr vergisst — die Aufregung, die Angst vor dem Unbekannten, Vorfreude auf neue Erfahrungen, neue Freunde. Aber in vielen Familien verursacht dieser erste Schultag nicht nur den ABC-Schützen Bauchschmerzen, sondern auch deren Eltern. Denn Schule kostet.

Tornister, Federmäppchen, Füller, Stifte, Turnbeutel, Sportschuhe — Familien mit geringem Einkommen stoßen bei der Ausstattung ihrer Kinder schnell an finanzielle Grenzen. Deshalb wurde im vergangenen Jahr von der evangelischen Kirchengemeinde Ratingen in Zusammenarbeit mit der Diakonie die Aktion „Schulstart ohne Not — Ratinger spenden Chancen“ ins Leben gerufen.

Das Projekt ist nach Angaben der Initiatoren über alle Erwartungen hinaus erfolgreich: Die Ratinger waren aufgerufen, die Dinge zu spenden, die ein Erstklässler zur Einschulung braucht: Stifte, Hefte, Radiergummis — und sie gaben viel und gerne — unter anderem 2400 Euro Geldspenden.

Pfarrer Matthias Leithe von der evangelischen Kirchengemeinde West: „Die Menschen sind durch uns überhaupt erst auf die Problematik aufmerksam geworden. Vielen war gar nicht bewusst, dass es so etwas wie Kinderarmut bei uns gibt — dass es tatsächlich Familien gibt, in denen es zum Problem wird, wenn der Klebestift leer ist.“

Viele Schüler und Eltern schweigen aus Scham. Sie wollen sich nicht als arm outen. Diesen Menschen kann durch die Aktion schnell und unbürokratisch geholfen werden. Marita Berger, Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule: „Im Schreiben an die Eltern der Erstklässler steht, dass sie sich bei Problemen mit der Ausstattung an mich wenden können. Das ist leichter, als so etwas in einer Gruppe zuzugeben.“

Auch die Diakonie ist über das Café Lichtblick eingebunden. „Viele Eltern und auch Schüler haben zu uns ein größeres Vertrauen, als zu Lehrern“, sagt Sozialarbeiterin Martina Schreiber. Wie und wo die Familien um Hilfe bitten, sei letztlich egal. „Hauptsache ist, dass nicht einige Kinder schon mit einem Nachteil in die Schule starten.“

Gebraucht werden Bleistifte, gute Radiergummis, Anspitzer, Bastelscheren, Klebestifte, Buntstifte, Wachsmalstifte, Schnellhefter, Farbkästen, Zeichenblöcke, gute Knete, Turnbeutel und vieles mehr. Abgeben kann man die Spenden ab morgen unter anderem im Medienzentrum, Bürgerbüro, im Familien- und Gemeindezentrum in West, in der Kita Berliner Straße, der Ditib Moschee, bei Familienbildungswerken und in Schreibwarengeschäften.