Sie zieht es wieder zurück nach Straubing
Für Künstlerin Roswitha Riebe-Beicht stehen in Ratingen Gästezimmer für Besuche bereit.
Ratingen. Wenn man der Autobahn 3 wacker nach Süden folgt und schon fast an ihrem südlichsten Punkt angelangt ist — dann kommt man nach Straubing. Eine Stadt, halb so groß wie Ratingen, aber mit vier Theatern beschenkt, mit großen Geistern dazu und einem liebenswerten Dialekt, den die Umgebung von Roswitha Riebe-Beicht immer nur in einer abgemilderten Form zu hören bekam. Nun kehrt die Künstlerin und frühere Kunsterzieherin wieder nach Niederbayern zurück, von wo sie dereinst aufgebrochen ist.
Sie freut sich auf ihr Vorhaben, sie hat aber auch ein bisschen Wehmut im Gepäck. Und — sie war sogar noch weiter im Norden als Ratingen. Was wahrlich nicht jedem aus Niederbayern beschert ist. Sie hat übrigens nicht ein Leben lang sehnend irgendwo anders gehockt und von ihrem Geburtsort geträumt, sondern hat die beruflichen Fügungen angenommen und sie für sich zum Guten entwickelt.
So war das schon, als sie nach dem Abitur „hinaus ins Leben“ strebte. Mit dem damals seit zwei Jahren gehegten Gedanken, in München die Kunstakademie zu besuchen. Das Elternhaus war eher konservativ, was in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht nur in Bayern verbreitet war. Aber in der Familie gab es nicht nur die Mutter, die studiert hatte. Studieren war also nicht das Problem. Also ging Roswitha Riebe, die übrigens mit der jetzigen CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt in dieselbe Klasse gegangen war, doch nach München. Sie wohnte in einem Nonnen-Wohnheim, um noch größeren Stress zu Hause zu vermeiden und studierte Malerei und Grafik.
Elterliche Argumentationsketten sorgten schließlich dafür, dass sie zumindest Kunst auf Lehramt studierte. Sie machte ihr Referendariat in München und im Allgäu und meldete sich dann nach Hamburg. Das wurde nichts, aber in Schleswig-Holstein gab es eine Stelle. Ihren Ehemann hatte sie schon in Niederbayern kennengelernt — und der war inzwischen in Düsseldorf. Also suchte sie eine Anstellung in der NRW-Landeshauptstadt und fand sie auch. Das war 1980. Ein Jahr später wurde geheiratet. Und noch ein Jahr später war die Zeit für ihre erste Einzelausstellung im Frauenbücherzimmer gekommen.
Eines der Kennzeichen ihrer sensiblen Arbeiten ist es „mit gebrauchten Materialien auf gebrauchte Materialien zu malen“, wie sie selbst sagt. Sehr schöne Beispiele dafür finden sich unter anderem im Buch „Kaffeesätze“ (mit Barbara Ming). Sie stellte im Knast aus und, sozusagen in dessen Vorstufe, im Landgericht Düsseldorf, moderierte Begegnungen mit Künstlern, scheute keine Händel mit der Stadt Ratingen, wenn ihr aus der Richtung Ungerechtigkeit widerfahren war, fuhr aber auch auf good-will-Tour in Ratingens Partnerstadt nach South-Dakota.
Dr. Erika Münster-Schröer, Leiterin von Medienzentrum und Stadtarchiv, sagt: „Ich kenne Roswitha viele Jahre aus der Kulturarbeit. Als ich auf ihre Bitte einen Katalogbeitrag für sie geschrieben habe, lernte ich sie als originelle und engagierte Künstlerin kennen.“
Sie malte zu Hause, im ausgebauten Wintergarten. Sie nahm im Rückert-Gymnasium viele Schüler unter ihre Fittiche („Und das tat ich gern und hatte Spaß daran“). Sie wurde von ihren eigenen drei Kindern beim künstlerischen Arbeiten durchaus in Ruhe gelassen. Und diese drei, inzwischen erwachsen und auf eigenen Pfaden unterwegs, die lässt sie denn nun bald ganz los und strebt der Heimat ihres Dialekts wieder entgegen.
Sie weiß aus zuverlässigen Quellen, dass in Ratingen etliche Gästezimmer für Besuche bereit stehen.