Ratinger Initiative Stadt entsiegelt Flächen für besseres Klima
Ratingen · Wer zum Beispiel einen eigenen Vorgarten oder Garten hat, kann darauf achten, dass dieser möglichst stark begrünt ist. Verzichten sollte man tunlichst auf sogenannte Schotter-Gärten. Es gibt ein Förderprogramm.
Betonwüsten sind schlecht für Natur und Umwelt. So gilt es, diese Flächen drastisch zu reduzieren und umzuwandeln. Und wie alle Städte hat auch Ratingen mit Hitze und mit immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen zu kämpfen – und zwar in wachsendem Ausmaß. Beim jüngsten Hitze-Check der Deutschen Umwelt-Hilfe hat die Stadt bekanntlich ausgesprochen gut abgeschnitten dank ihres hohen Grünanteils und des vergleichsweise niedrigen Versiegelungsgrads. Dennoch kann noch viel getan werden, um Ratingen besser auf heiße Zeiten vorzubereiten. Die Stadt ist dabei nicht allein gefordert. Auch Privatpersonen und Unternehmen können eine Menge tun – Flächen entsiegeln zum Beispiel. Dafür gibt es ein städtisches Förderprogramm.
Die im Jahr 2022 für die Stadt Ratingen angefertigte Klimaanalyse hat deutlich gemacht, wie stark die Stadt sich im Sommer aufheizt und welche Gebiete besonders von hohen Temperaturen betroffen sind: vor allem die hochversiegelten und dicht bebauten Stadtteile. Zudem kann auf versiegelten Flächen kein Regenwasser versickern, was zu übermäßiger Belastung der Kanalisation und im schlimmsten Fall zu lokalen Überflutungen führen kann. Das Thema Entsiegelung rückt daher zunehmend in den Fokus und spielt bei der Stadt Ratingen bei Umbaumaßnahmen von Freiflächen eine große Rolle.
Die Stadt geht mit gutem Beispiel voran. So wurde anlässlich einer Umgestaltung des Spielplatzes am Konrad-Adenauer-Platz im vergangenen Jahr eine Fläche von 273 Quadratmetern – das sind 39 Prozent der Gesamtfläche – entsiegelt. Der Vorher-Nachher-Vergleich zeigt: Dadurch hat der Spielplatz nicht nur deutlich an Aufenthaltsqualität gewonnen, sondern mit viel Grün auch einen wichtigen Beitrag für die Klimafolgenanpassung in der Stadt geleistet. Dieses Projekt war nur dank der Unterstützung der anliegenden Hauseigentümergemeinschaft möglich, da große Teile des Spielplatzes im Privatbesitz sind.
Auch in diesem Jahr stehen einige Projekte mit großflächiger Entsiegelung an. So soll auf dem Spielplatz am Promenadenweg in Lintorf eine Fläche von 128 Quadratmetern (29 Prozent der Gesamtfläche) entsiegelt werden.
Bei der anstehenden Umplanung der Skate- und Bolzanlage an der Poststraße in eine Grün- und Parcoursanlage sollen sogar 70 Prozent der Gesamtfläche entsiegelt werden, insgesamt sind das 1.050 Quadratmeter.
Umweltdezernent Professor Bert Wagener möchte beim Thema Entsiegelung aber auch die Bürger sowie die Unternehmen zum Mitmachen bewegen: „Jeder kann seinen Teil beitragen. Wer zum Beispiel einen eigenen Vorgarten oder Garten hat, kann darauf achten, dass dieser möglichst stark begrünt ist. Verzichten sollte man tunlichst auf sogenannte Schotter-Gärten.“
Aber auch die Ratinger Unternehmen sind gefragt, denn die hiesigen Gewerbeflächen sind in besonders hohem Maß versiegelt und tragen dadurch zu einer starken lokalen Hitzebelastung bei. Das Potenzial für eine Flächenumgestaltung ist in den Gewerbeflächen entsprechend hoch und würde sich positiv auf das städtische Klima auswirken.
Unternehmen sparen bei der Niederschlagswassergebühr
Um den Arbeitsaufwand und die finanzielle Belastung für die Unternehmen zu minimieren, hat die Stadt Ratingen im Dezember 2022 das Förderprogramm „Entsiegelung von Gewerbeflächen“ beschlossen. Im Fördertopf liegen insgesamt 150 000 Euro, davon sind 50 000 Euro für eine Beratungsleistung reserviert, die den teilnehmenden Unternehmen kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Die übrigen 100 000 Euro sind für die eigentliche Umgestaltung gedacht, pro Vorhaben können dabei bis zu 10 000 Euro vergeben werden.
Die Stadt möchte alle Gewerbetreibenden noch einmal dazu aufrufen, die jeweilige Flächennutzung zu überdenken und zur Teilnahme am Förderprogramm motivieren. „Immerhin profitieren aus einer solchen Umgestaltung auch die Unternehmen selbst: Neben einem besseren Schutz vor Extremwetter können Unternehmen auch bei der Niederschlagswassergebühr sparen, das Unternehmensimage aufwerten und womöglich auch die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen“, sagt Wagener.