In Paris sind nicht nur Notre Dame, die Opernhäuser Garnier und Bastille sowie die Philharmonie de Paris Brennpunkte der Musikmetropole. Nach wie vor agieren auf den Emporen der bedeutenden Kirchen namhafte Musiker als Titularorganisten.
Thomas Lacôte ist einer von ihnen. In mehrfacher Hinsicht ist er ein würdiger Nachfolger des Jahrhundert-Komponisten Olivier Messiaen (1908-1992): Thomas Lacôte wirkt an dessen Orgel in der Pariser Kirche „La Trinité“, er ist wie Messiaen Professor einer Klasse für Analyse am Coservatoire superieure und er ist einer der namhaften Komponisten der Gegenwart. Das unterscheidet ihn von den komponierenden Organistenkollegen, die meist für „ihr“ Instrument schreiben: Thomas Lacôte hat gleichermaßen Werke für großes Orchester, Kammermusik und jüngst ein Oratorium über den Taufritus geschaffen.
Für die Orgelanlage von St. Peter und Paul, die seit 2012 mit dem mobilen Spieltisch über eine netzwerkgestützte Steuerungstechnik verfügt, hat er nun mit seinem ehemaligen Studenten Pierre Carré eine Klanginstallation entwickelt: die kompositorischen Ideen steuert Thomas Lacôte bei, die Umsetzung in OSC-Programmierung übernimmt arbeitsteilig Pierre Carré, der am SACEM in Paris tätig ist, dem Tempel für elektro-akustische Kunst. Die Orgel wird also computergesteuert erklingen mit völlig neuen Möglichkeiten.
Ansgar Wallenhorst freut sich als spiritus rector der Orgelwelten auf neue Entdeckungen: „Mit dem Samstags-Format von 11 bis 13 Uhr als einer begehbaren Wunderkammer haben wir gute Erfahrungen gemacht: Viele Menschen, die dann in der Stadt sind, kommen zu St. Peter und Paul, um eine Kerze anzuzünden, zu beten, den Raum auf sich wirken zu lassen. Sie können ganz frei im Raum die Klanginstallation begehen, kurz oder länger bleiben und am nächsten Samstag wiederkommen und vertieft hören. Es ist ein wenig die Ostererfahrung der Evangelien: nicht-fassbar, jenseits bekannter Bewegungsmuster, staunend, vielleicht irritierend!“
Was die beiden Gäste aus Paris entstehen lassen, verändert sich über die zwei Stunden generativ aus dem Grundmaterial. Vom Atem zum Klang führt die Erkundung des uralten Werkzeugs „organon“. Wie an Ostern werden Grenzen überschritten, aufgebrochen und ins Unendliche erweitert: unerhörte Pfade, unendliche Geschwindigkeiten, unbewegliche Bewegungen, unmögliche Architekturen. „Influx lädt dazu ein, auf österlichen Wegen in andere Zeiten aufzubrechen und an verborgene Orte zu gelangen – einfach beim kurzen oder längeren Innehalten an Samstagen in St. Peter und Paul.“ so Ansgar Wallenhorst.
Bereits im vergangenen Jahr lud die Kirche zu einer Klanginstallation von Tobias Hagedorn ein. Er ließ über sieben Lautsprecher im Kirchenraum unterschiedliche musikalische Schichten erklingen.
Zu erleben ist die aktuelle Installation jeden Samstag in der Kirche St. Peter und Paul bis zum Pfingst-Samstag, dem 7. Juni zwischen 11 und 13 Uhr. Bei der Eröffnung am Samstag, dem 26. April ab 11 Uhr sind die Künstler aus Paris zugegen.