Stadt wirbt um Tagesväter

Ratingen. Etwa 90 Tagespflegepersonen, davon 14 in sogenannten Großtagespflegestellen, betreuen Kinder im Alter von unter drei Jahren. Zwar werden zurzeit erst die Plätze fürs neue Kindergartenjahr vergeben, wie Dagmar Niederlein, Chefin des Jugendamts, sagt.

Schon jetzt aber ist klar: Weiteres Personal für die familiennahe Betreuung für die Jüngsten namens Kindertagespflege wird händeringend gesucht. Vor allem Tagesväter würden sprichwörtlich mit Kusshand genommen. „Kindertagespflege ist weiblich“, weiß Kollegin Sabine Klocke. Dabei sei es wegen der Diversifizierung der Gesellschaft wichtig, Kindern „auch männliche Muster zu vermitteln“.

Leben Mütter getrennt, sind meist sie es, die die Erziehung übernehmen. In Kindergärten sind es überwiegend Kindergärtnerinnen, die sich der Kleinen annehmen, und auch Grundschulen haben überwiegend weibliche Lehrkräfte. Da wäre so ein männlicher Kontrapunkt doch schön.

Ob nun Papi oder Mami auf Zeit — beides wird man in Ratingen nicht ohne ausführliche Ausbildung. „Als erstes muss ein Eignungsverfahren bestanden werden, dann folgt die Qualifizierung“, erklärt Melanie Reinschmidt vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). „Die Stadt Ratingen ist seit 2016 Modellstandort“, erklärt Melanie Reinschmidt stolz, sie nimmt am Programm „Kindertagespflege. Weil die Kleinsten große Nähe brauchen“ teil. Das hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSF) als Plus in Sachen Qualitätssicherung initiiert und will so neue Impulse setzen. Vielleicht auch, um das Image der Tageseltern zu verbessern.

Die Professionalität und Seriosität der Kindertages betreuung ist im Kibiz-Gesetz verankert. „Wer in der Kindertagespflege tätig ist, hat einen Auftrag zu Bildung, Erziehung und Förderung“, führen die drei Fachfrauen aus. Die Liebe zum Kind ist Voraussetzung, vor allem aber pädagogisches Können, Gespür, Durchsetzungsvermögen sowie Belastbarkeit. Sind die vorgeschriebenen Qualifizierungsstunden absolviert sowie sämtliche offiziellen Auflagen erfüllt, kann der zertifizierte Kindertagespfleger theoretisch zu arbeiten beginnen. „Wenn das Konzept stimmt“, sagen die drei. Mal ist es hügeliges Grün, das als Erlebnisparcours und Abenteuerland für bewegungsaktive Knirpse attraktiv ist, mal sind es musische Schwerpunkte, die gesetzt werden. In Homberg beispielsweise gibt es eine Tagespflegeadresse mit englischsprachiger Betreuung.

„Unsere Unterstützung ist den Tageseltern gewiss“, betonet Dagmar Niederlein. Regelmäßig treffen sich Beteiligte, um sich über den Praxisalltag auszutauschen, um bei Fragen zu helfen oder einander neue Ideen vorzustellen.