Stelldichein der Staatsmänner
Wieder einmal Polit-Prominenz in Ratingen: Jetzt kommt Bundestagspräsident Norbert Lammert.
Ratingen Er kommt und wird nicht zum ersten Mal in Ratingen sein: Norbert Lammert (CDU), der — protokollarisch gesehen — das zweithöchste Amt im Staat bekleidet, wird am nächsten Freitag, 16. Oktober, auf der großen Jubiläumsveranstaltung der CDU in der Stadthalle sprechen. Wolfgang Diedrich, der Vorsitzende des Ortsverbandes Mitte, betont im Gespräch mit unserer Redaktion, dass man für die Feier eine „politische Persönlichkeit über die Parteigrenzen hinweg“ einladen wollte.
Der Bundestagspräsident, der 1948 als ältestes von sieben Kindern des Bäckermeisters Ferdinand Lammert und seiner Frau Hildegard in Bochum geboren wurde, gilt als bodenständig und Mann der unbequemen Worte. 400 Gäste werden in der Stadthalle erwartet. Lammert werde sich sicherlich auch zur aktuellen Flüchtlingssituation in Europa und Deutschland äußern, sagt Diedrich, der den Gastredner von früheren gemeinsamen Begegnungen im politischen Bereich kennt. Lammert, promovierter Diplom-Sozialwissenschaftler, weilte vor genau einem Jahr in Hösel. Dort besuchte er eine Ausstellung des Oberschlesischen Landesmuseums mit dem Thema „Fahren, Gleiten, Rollen“. Da passte es damals trefflich ins Bild, dass der Bundestagspräsident in einem hypermodernen Mercedes angerauscht kam. In der Ausstellung ging es in erster Linie um das Thema Mobilität im Wandel der Zeit.
70 Jahre Christlich Demokratische Union (1945 bis 2015), 40 Jahre CDU-Stadtverband Ratingen — dieses Doppel-Jubiläum wird als geschlossene Veranstaltung in der Stadthalle gefeiert.
„Alle Ortsverbände sind an der Organisation beteiligt“, betont CDU-Chefin Melanie Meyer. Der Stadtverband hat zurzeit 560 Mitglieder.
Lammert ist übrigens nicht der erste hochrangige Gast, der Ratingen besucht. Im Jahr 2011 konnte der Kulturkreis Joachim Gauck für eine Lesung gewinnen. Er trug im Haus Oberschlesien aus seinem Buch „Winter im Sommer — Frühling im Herbst“ vor. Es war für die Besucher ein denkwürdiger Abend. So gab es Geschichte(n) aus erster Hand, selbst erlebt, selbst verarbeitet, mit sich herumgetragen und irgendwann in Buchform gegossen. Der ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen („Gauck-Behörde“) hat den Gästen erzählt, wie das so war mit dem eigenen Schreiben: schwierig, sehr schwierig. Gauck ging damals auch auf die turbulente Bundespräsidenten-Wahl ein.
Es gewann Christian Wulff — erst im dritten Wahlgang. Jener Christian Wulff, der später unter großem Druck zurückgetreten ist. Der Nachfolger, der am 18. März 2012 durch die Bundesversammlung gewählt wurde, hieß schließlich Joachim Gauck. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es keine abschließende Rangliste der Verfassungsorgane. Allerdings hat sich im Laufe der Zeit eine Staatspraxis herausgebildet: 1. Bundespräsident, 2. Präsident des Deutschen Bundestages, 3. Bundeskanzler, 4. Präsident des Bundesrates, 5. Präsident des Bundesverfassungsgerichts.