Strommast versperrt Blinden den Weg
Hannelore Hanning (FDP) weist auf eine peinliche Baupanne am Düsseldorfer Platz hin.
Ratingen. Bei der pompösen Einweihung des neuen ZOB (Zentraler Omibusbahnhof) an der Düsseldorfer Straße schauten wohl die Wenigsten auf den Boden. Dort, wo spezielle Pflastersteine Sehbehinderten einen sicheren Weg gewährleisten sollen. Man nennt es taktiles, also mit dem Stock ertastbares Blindenleitsystem. Diese Leitlinien sind genormt und sollten eigentlich in allen Städten gleich sein. Doch an der Düsseldorfer Straße, genau gegenüber, scheint es mit der Sicherheit schon ein Ende zu nehmen: Die Noppenspuren auf dem Gehweg werden etliche Male jäh und plötzlich unterbrochen — durch Grünbereiche und massive Strommasten für die Straßenbahn.
Hannelore Hanning, FDP-Fraktionschefin
Hannelore Hanning, FDP-Fraktionschefin, fielen die offensichtlichen Widersprüche bei der Pflasterung auf und sie fragt sich, wie „elementare Forderungen der Normen zum barrierefreien Bauen im öffentlichen Raum so außer Kraft gesetzt werden“ können. Begehungen der Vertreter des Tiefbauamtes mit den Vertretern des Blinden- und Sehbehindertenvereins im Stadtgebiet Ratingen, hätten offenbar nichts gebracht. Sie habe fassungslos wahrnehmen müssen, „dass die taktilen in den Boden eingelassenen genoppten Leitlinien Blinde direkt in die Baumscheiben und gegen Metallpfeiler führen“.
„Wer sich als blinde oder stark sehbehinderte Person im öffentlichen Raum selbstständig bewegen möchte, welches ja das Ziel der taktilen Bodenleitsysteme ist, hat in Ratingen wiederum schlechte Karten“, so Hanning. Sie verlangt Nachbesserung und stellt die Frage nach der Verantwortlichkeit.
Marion Höltermann, Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Ratingen, wurde nach ihrem Urlaub von der Nachricht überrascht. Sie kündigte eine Begehung durch Vereinsmitglieder und Stockläufern an. Eine derartige Panne würde sie aber nicht wundern: Im Vorfeld der Planungen sei man nicht ernsthaft eingebunden worden. Der ZOB sei aber besonders für Sehbehinderte sehr wichtig.
Überhaupt sei Ratingen in Sachen Blindenleitsystem ein „Flickenteppich“. Es gebe noch Einrichtungen nach einem Leitfaden für Barrierefreiheit, aber auch das System nach DIN-Norm. Meist üblich sind Rillen im Pflaster, um den Weg zu markieren. Und „Noppen sollen stoppen“ — zum Beispiel an Straßen und Überwegen. Der Verein informiert auch im Internet.
bsv-ratingen.de