Meinung FDP-Vorstoß mischt die Debatte über Schulöffnung auf

Meinung · Die Frage, wie es vor allem in Schulen und Kitas nach den Osterferien weitergehen kann, sollte eigentlich Gegenstand der Beratungen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin an diesem Mittwoch sein. In NRW preschten diesmal FDP-Minister nach vorne. Doch wichtiger als politisches Geplänkel, sind die Lösungen selbst.

Die Schulen in Nordrhein-Westfalen sollen nach den Osterferien schrittweise wieder öffnen. Das sei ihr „festes Ziel“, um vor allem die Durchführung von Prüfungen und die Vergabe von Abschlüssen zu ermöglichen, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Dienstag und kam damit dem Treffen der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch zuvor, die genau darüber beraten wollen.

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Die Frage, wie es vor allem in Schulen und Kitas nach den Osterferien weitergehen kann, sollte eigentlich Gegenstand der Beratungen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin an diesem Mittwoch sein. Interessant, dass dieses Mal Nordrhein-Westfalen mit seinen beiden FDP-Ministern Yvonne Gebauer (Schule) und Joachim Stamp (Familien) nach vorne prescht und die von der NRW-Regierung selbst so oft angemahnten national abgestimmten Lösungen kurzerhand torpediert hat. Motto: Wer den Pflock zuerst einschlägt, hat die Aufmerksamkeit für sich.

Auf diesem Gebiet ist NRW tatsächlich nicht besser als zuletzt zumeist Bayern und dessen Ministerpräsident Markus Söder. Am politischen Spiel nimmt jeder teil, und die FDP, deren Bundesvorsitzender Christian Lindner zuletzt mit Einwürfen vom Spielfeldrand nicht mehr punkten konnte, war jetzt in NRW dran, über die gute Sacharbeit hinaus auch national mal wieder sichtbar zu werden. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat dadurch keinen Schaden. Ihm fällt als Regierungschef zu, dass NRW Handlungsstärke zeigt. Das Vergehen lässt sich der FDP zuschreiben. So viel zum politischen Geplänkel.

Wichtiger sind die Lösungen selbst, und die sind vernünftig. Ein geordneter Übergang in die Realität kann nur schrittweise erfolgen. Langsam und vorsichtig, immer überprüfbar in seiner Qualität anhand der begleitenden Zahlen von Infektionen, von Intensivplatz-Belegung, von Toten – und den konkreten Erfahrungen, die man in den Schulen und Kitas in den nächsten Tagen und Wochen sammeln kann. Mit optimalen Bedingungen, was den Infektionsschutz angeht: Genug Seife, Handtücher und Desinfektionsmittel. Toiletten, Türklinken und Treppengeländer müssen mehrmals am Tag desinfiziert werden. Das ist die Verabredung, die in dieser Republik nötig und aber auch möglich ist. Wer dann wo und wie genau beginnt, ist zweitrangig.

Was Schule und das sie finanzierende Gemeinwesen aus den vergangenen Wochen lernen kann, ist auch wichtig. Denn so sehr sich mancher Lehrer mit allem Engagement in die Corona-Zeit geworfen hat, so offensichtlich ist das Ganze auch ein Flickenteppich an Arbeitsleistung und -anforderung gewesen, den man nicht als Glanzleistung betrachten sollte. Kein Unternehmen würde sein Mitarbeiter-Management so gelassen laufen lassen. Nachhalten, vorgeben, im besten Sinne managen, das muss möglich sein – wenn ein Schulleiter solche Kompetenz hat und dafür bezahlt wird, gleichzeitig die Lehrer mit Geräten und Software ausgestattet sind. Dieses System ist in der Not bestenfalls angelaufen. Nach der Krise muss es Normalität werden.