Start nach Osterferien auf Prüfstand Schulöffnung in NRW: Erst Jüngere oder erst Abiturienten?
Essen/Wien/Düsseldorf · NRW-Schulministerin Gebauer erwägt einen Prüfungsausfall für Abiturienten in NRW. Die Schulen denken an Schichtbetrieb bei dem erst nur ein Teil der Schüler zurückkommt.
Nur eine Woche nach dem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) für fix vereinbarte Abiturprüfungen in allen Ländern und den Ankündigungen in NRW von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP), am 19. April wieder die Schule zu starten, steht das alles wieder auf dem Prüfstand.
Gebauer hatte in einem Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger“ gesagt, sie denke darüber nach, dass die Abiturprüfungen wegen des Coronavirus doch ausfallen könnten: „Sollte ein Schulstart nach den Osterferien nicht möglich sein, müssen wir neu nachdenken.“ Denkbar sei, die Abiturnote aus den vorhandenen Noten zu ermitteln. Klar ist aber auch das nicht. „Das Ministerium wird nicht spekulieren, sondern informieren“, hieß es gestern. In Österreich ist die Linie seit Montag klar: Kanzler Sebastian Kurz hat verkündet, die Schulen bis Mitte Mai geschlossen zu halten.
So weit sind Deutschland und NRW nicht: Am 15. April will Gebauer darüber informieren, ob und wie es am 19. April in den Schulen weitergeht – dann auch mit Aussagen zu Prüfungsterminen. Die Ergebnisse der Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vom 14. April würden berücksichtigt. Die Gesundheit der Beteiligten stehe im Mittelpunkt, Infektionsschutz sei maßgeblich. Mit Gesundheitsministerium, Schulträgern und Experten würden fixen Vorgaben erarbeitet. Fest steht: Ältere und vorerkrankte Lehrer sollen zunächst zu Hause bleiben.
Im Hintergrund wird über viele Lösungen nachgedacht. Darunter ein Schichtbetrieb, in dem zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Altersgruppen zur Schule gehen, um Abstandsregeln einhalten zu können. Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbandes in NRW, hält eine „Teilrückkehr“ für möglich. Sie plädiert, mit jenen Schülern zu starten, die ihre Abschlussprüfungen vor sich haben. Die seien für Persönlichkeitsreifung „wichtig, weil sie persönlich wichtige Erkenntnisse liefern“.
Darüber hinaus fordert Mistler „einheitliche Regelungen im Bund, die in den Ländern angepasst werden“ – auch weil in Hessen und Rheinland-Pfalz die Abschlussprüfungen bereits stattgefunden hätten. Die Landeselternkonferenz will lieber die Abiturprüfungen ausfallen lassen und zuerst die jüngeren Schüler zurückholen. Diese Kinder seien auf Hilfe von Lehrern viel stärker angewiesen.
Die Lehrergewerkschaft GEW mahnte, die Vereinbarungen der KMK müssten beim NRW-Abitur eingehalten werden. Damit sei sichergestellt, dass der Abschluss überall anerkannt werde. Für die Abiturprüfungen sei es auch nicht entscheidend, ob die Schulen am 20. April regulär öffnen, sagte Landesgeschäftsführer Michael Schulte. Der Virologe Hendrik Streeck warnt davor, Schüler zu schnell wieder in den Unterricht zu schicken. „Dann schaffen wir womöglich einen gefährlichen Multiplikator für das Virus“, sagte der Direktor des Bonner Instituts für Virologie. Es fehlten Erkenntnisse, „wie oft Kinder ihre Eltern und Großeltern unbemerkt anstecken“.