Kundgebung in Ratingen Sturm stört Kita-Demo auf Ratinger Rathausplatz
Ratingen · Bei widrigen Bedingungen wurde über die personelle Lage an den Kitas diskutiert. Heftige Winde auf dem Rathausplatz und Regen erschwerten den Ablauf. Dennoch kamen rund 100 Beteiligte.
Es sind sehr stürmische Zeiten mit Blick auf die personelle Ausstattung und die Finanzierung von Kitas sowie Kita-Plätzen. Und so mag es ins Bild gepasst haben, dass ausgerechnet am Montagnachmittag heftige Winde aufzogen und die Kita-Demo auf dem Rathausplatz doch teilweise empfindlich störten. Die Organisatoren, darunter der Elternbeirat der Awo-Kita an der Daagstraße, hatten sich sehr viel Mühe gegeben. Und sie konnten zufrieden zur Kenntnis nehmen, dass Bürgermeister Klaus Pesch, Jugendamtsleiterin Sabine Klocke und der zuständige Dezernent Harald Filip zugegen waren.
Die Situation an deutschen Kitas bleibt unverändert angespannt und spitzt sich vielerorten sogar zu. Kurzfristige Notbetreuungsmaßnahmen, weiterer Stress und Unmut bei Eltern, Kita-Personal sowie Arbeitgebern – und nicht zuletzt bei den Kindern – werden sich absehbar bei wiederholten Krankheitswellen wieder einstellen. Aktuell empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung aufgrund des Personalmangels eine Reduzierung der Betreuungszeit auf 30 Stunden. An einigen Kitas sei dies bereits gängige Praxis. Andere Einrichtungen diskutierten die Reduzierung der Betreuungszeit aktuell, so die Organisatoren. Was auf den ersten Blick folgerichtig sein könnte, sei für viele Familien, in denen beide Eltern Vollzeitjobs haben – ganz zu schweigen von Alleinerziehenden – nicht akzeptabel. Man müsse erhebliche finanzielle Einbußen und damit den Verlust von wirtschaftlicher Eigenständigkeit hinnehmen. „Es trifft jetzt schon vor allem Mütter, die den Betreuungsausfall kompensieren und damit ihre eigene wirtschaftliche Unabhängigkeit zurückstellen müssen“, hieß es. Und: „Wir wollen uns mit einem Pflästerchen, das absehbar immer kleiner werden wird, nicht abfinden. Die Politik ist verpflichtet, tragfähige und nachhaltige Lösungen zu erarbeiten, um ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden.“
Wie sehen die Forderungen aus? Es geht um einen gemeinsamen Aktionsplan von Bund, Ländern und Kommunen, um die Personalnot kurzfristig und unbürokratisch zu lindern. Eine flächendeckende Erziehungs- und Betreuungszeit-Reduzierung auf 30 Wochenstunden sei inakzeptabel und schade nicht zuletzt dem ohnehin gebeutelten Wirtschaftsstandort Deutschland, so die Organisatoren. Sie betonten: „Wir fordern tragfähige Lösungen für eine Zukunft, in der es Vätern und Müttern ermöglicht wird, in Vollzeit arbeiten zu können, ohne sich um die Betreuung ihrer Kinder zu sorgen. Ein unzureichender Personalschlüssel gefährde die Qualität der Betreuung und Bildung in den Kitas. Die individuelle Förderung der Kinder sowie die Umsetzung von inklusiven Maßnahmen würden stark beeinträchtigt.
Ein weiterer Punkt, der kritisiert wird: „Mit einigem Unbehagen beobachten wir, dass, um dem Personalmangel zu begegnen, lediglich einige Ausbildungsstandards gelockert wurden. Wir brauchen langfristig aber qualifiziertes Personal in unseren Kitas, um eine tägliche Betreuung sicherzustellen und das vorhandene Personal zu entlasten. Die Ausbildungs-Richtlinien sollten daher überarbeitet und dem gegenwärtigen Bedarf angepasst werden.“ Immerhin: Die Resonanz auf dem Rathausplatz war ordentlich – im Gegensatz zur Veranstaltung in Düsseldorf, wo weniger als zehn Personen gekommen waren, wie Organisator Alex Liefermann sehr enttäuscht zu berichten wusste. Zwei Künstler von Theaterconcept waren in Ratingen da, es gab Kinderschminken und viel Musik. Die Organisatoren hoffen, dass die Kritik Früchte trägt. Im nächsten Jugendhilfeausschuss wird das Ganze sicherlich schon Thema sein.