Vater will seinen Sohn für tot erklären lassen

Vor zwölf Jahren verschwand Oliver Clemens spurlos.

Ratingen. Das Amtsgericht Ratingen hat das Aufgebot ausgehängt, um den seit dem 6. September 2005 als verschollen geltenden Oliver Clemens für tot erklären zu lassen. Der Antrag dazu habe Clemens’ Vater gestellt. Formal wird Oliver Clemens aufgefordert, sich bis zum 8. August 2017 beim Amtsgericht Ratingen zu melden.

Der damals 36-Jährige war 2005 auf der Baleareninsel Formentera zusammen mit seinem Freund Dirk Maaßen (damals 35) verschwunden. Zwei Männer aus Deutschland, die in der Nacht verschwinden und niemals wieder auftauchen. Darüber wird in manchen Runden zu fortgeschrittener Stunde noch heute auf der kleinen Insel gesprochen. Damals entdeckten Spaziergänger auf den Klippen von Punta Prima die Kleidung der beiden. Die T-Shirts lagen sorgsam ausgebreitet auf den Steinen, die Schuhe standen ebenfalls dort. Von den Inhabern aber fehlt seither jede Spur.

Clemens und Maaßen waren nach Formentera geflogen, um dem Vater von Clemens bei der Renovierung von dessen Ferienhaus zu helfen. Am Abend des 4. September 2005 — ein Sonntag — gingen die Männer in die Bar der nahe diesem Haus gelegenen Ferienanlage Punta Prima. Wie der Bruder von Dirk Maaßen bei Recherchen später erfuhr, hatten die beiden Männer an der dortigen Bar ein paar Drinks genommen. „Sie waren wahrscheinlich angetrunken“, hörte der Bruder von der örtlichen Polizei. Der Kellner eines Clubs am Ort Es Pujols soll der letzte gewesen sein, der die beiden lebend gesehen hat. Was danach passiert ist, blieb bis heute ein Rätsel. Ein nächtliches Bad im Mittelmeer gilt bei den Angehörigen als ausgeschlossen. An der Fundstelle der Kleidung sei die Küste sehr steil und nicht ohne Hilfsmittel zu bezwingen. Sie glauben, dass die beiden Männer verunglückt und im Meer abgetrieben sind.

Die Polizei in Spanien und Deutschland jedenfalls versuchte, Gewissheit über den Verbleib der Männer zu bekommen. Allein schon deshalb, weil die Gerüchteküche auf Formentera brodelte wie selten zuvor. Nahezu jeder Befragte hatte eine eigenen Version zu dem, was den jungen Deutschen zugestoßen sein könnte. Aus Ibiza setzten Hundeführer der Guardia Civil mit Leichenhunden nach Formentera über. Ihre Spürnasen brachten keine verwertbaren Ergebnisse. Das galt auch für eine weitere spektakuläre Aktion der spanischen Polizei. Auf der Suche nach Hinweisen auf die beiden Verschwundenen bohrten spanische Beamte Löcher in die Wände ihrer Unterkunft. Alles vergebens.

Zumindest die Familie von Clemens will nun einen Schlussstrich unter den mysteriösen Fall ziehen. „Ein solches Aufgebot muss bei uns beim Amtsgericht beantragt werden“, erklärt die Leiterin des Amtsgerichts, Anna Maria Nolten. Sobald jemand für tot erklärt worden sei, könnten die weiteren rechtlichen Schritte getan werden.