Verkehr: Schlechte Noten für Radwege
Der ADFC hat beim Fahrradklimatest auch Ratingen unter die Lupe genommen — und kommt zu keinem guten Ergebnis.
Ratingen. Schlechtes Klima für Fahrradfahrer: Ratingen ist laut Verwaltung zwar auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt, doch bis zum Ziel ist der Weg offenbar noch sehr lang. Denn die Note, die Ratingen beim Fahrradklimatest des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) bekommen hat, ist eine wenig schmeichelhafte 3,93 — also ein Hauch besser als „ausreichend“. Damit landet die Dumeklemmerstadt auf Platz 175 von insgesamt 252 Städten bis 100 000 Einwohner. Bei dem Test hatten Teilnehmer bundesweit die Möglichkeit, mit ihren Antworten auf 27 Fragen in fünf Kategorien zu beschreiben, wie willkommen sie sich auf den Straßen ihrer Städte fühlen.
Immerhin haben 309 Radler sich in Ratingen an der Bewertung beteiligt. Das ist nach Bocholt der höchste Wert in Nordrhein-Westfalen. Damit hat es sich aber schon mit den guten Nachrichten. Während Bocholt deutschlandweit mit der besten Gesamtnote (2,16) auf dem ersten Platz landet, hadern die Ratinger mit den Zuständen in ihrer Stadt.
Ganz schlecht schneidet Ratingen bei der Kategorie „Stellenwert des Radverkehrs“ ab: Note, 4,58 — der schlechteste Wert aller Kategorien und deutlich unter dem Städtedurchschnitt (4,14). Gefragt wurde, ob Autos auf Radwegen parken, ob die Ampelschaltungen auf Radler abgestimmt, wie gut Reinigung und Winterdienst sind und ob in jüngster Zeit etwas für den Radverkehr getan wurde. Das Ergebnis zeigt: Hier gibt es offenbar noch viel zu verbessern.
Bessere Noten gab es im Bereich „Infrastruktur“, wo Ratingen mit einer 3,24 fast gleichauf mit dem bundesdeutschen Mittelwert (3,22) liegt. Besonders die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 2,45) und das zügige Fahren (2,67) werden positiv bewertet. Bei der Beschilderung sehen die Teilnehmer noch Nachholbedarf (Note 3,33), ebenso bei der Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung.
Im Jahre 2005 hatte der ADFC einen ähnlichen Test durchgeführt, damals hatte Ratingen noch etwas weiter hinten gelegen. Gerhard Filgers, Vorsitzender der ADFC-Ortsgruppe Ratingen, bewertet das Ergebnis des Tests differenziert: „Ich hatte insgesamt ein besseres Ergebnis erwartet. Allerdings ist die Infrastruktur wirklich nicht sehr fahrradfreundlich, auch wenn sich der Fahrradbeauftragte viel Mühe gibt.“ Das Grundproblem sei, dass in Ratingen dem fließenden Verkehr fast immer Vorrang eingeräumt werde. Filgers räumt aber auch ein, dass manche Radler vielleicht auch „überzogene“ Ansprüche hätten.
Die Grünen kritisieren in einem Schreiben an den Bürgermeister, dass die Beschilderung dringend verbessert werden müsste, weil viele Einbahnstraßen auch entgegen der Fahrtrichtung für den Radverkehr geöffnet wurden. Radfahrern könnte deshalb ab 1. April ein Bußgeld drohen, „nur weil das Schild noch nicht angebracht ist“, schreiben die Grünen.