Veranstaltung in Ratingen „Nie wieder Hass und Gewalt“ – lange Lichterkette in Ratingen geplant
Ratingen · Nach der großen Demo Ende Januar wird es am Samstag, 16. März, eine lange Lichterkette in der Innenstadt geben. Organisator ist der Männerkreis St. Suitbertus, der auch traditionell zum Schweigegang einlädt.
Es ist das Erleben einer langen Tradition – diesmal aber unter anderen Voraussetzungen. Am Samstag, 16. März, (Passionssonntag), findet in Ratingen wieder der Schweigegang der Männer statt, der vom Männerkreis St. Suitbertus organisiert wird. Nun aber nicht als Schweigegang, sondern als Lichterkette in der Innenstadt, also von den Stolpersteinen auf der Oberstraße und der Bechemer Straße bis zum Mahnmal auf dem Kirchplatz von St. Peter und Paul. „Nie wieder Hass und Gewalt“ – so lautet die Botschaft der Organisatoren.
So will man an die Gräueltaten der NS-Zeit und an die Schrecken und Untaten der heutigen Zeit erinnern, heißt es in der Einladung. „Machtgier, Größenwahn, Skrupellosigkeit und Gewalt erinnern uns an unselige Zeiten.“ Gleichzeitig sollen die Lichter ein Zeichen der Hoffnung senden. „Wir wollen als Christen zusammen mit allen Menschen guten Willens Farbe bekennen, Missstände benennen und Fürsprache halten für die Opfer von Willkür und Gewalt“, so eine weitere Botschaft.
Man will die Stimme gegen die heutigen Hetzer und Kriegstreiber mahnend erheben. „Wir wollen mit unseren bescheidenen Mitteln allen zur Seite stehen, die durch Unrechtsysteme ihr Leben, ihre Heimat, ihre Würde verlieren. Dafür wollen wir mit der Lichterkette mitten in unserer Stadt Ratingen ein Zeichen setzen.“
Wer keine geeignete Kerze mit Windschutz besitzt und keine Gelegenheit hat, eine zu erwerben, der kann vor der Veranstaltung an den Endpunkten der Lichterkette auf der Bechemer Straße und Oberstraße sowie auf dem Kirchplatz von St. Peter und Paul eine Windlichtkerze erhalten.
Die Veranstaltung wird von vielen Akteuren der Ratinger Stadtgesellschaft unterstützt und getragen. Ein Aufruf „Nie wieder Hass und Gewalt“ für diese Demonstration wurde bereits Mitte Januar an viele Ratinger Kirchengemeinden, Parteien, Vereine und Organisationen verschickt.
Auch Angriffe auf
Rettungskräfte werden verurteilt
In dem Aufruf heißt es unter anderem: „Mit Schrecken und Sorgen sehen wir bedrohliche Entwicklungen in unserer Gesellschaft. Sie erinnern stark an unselige Zeiten der jüngeren Geschichte. Der Antisemitismus ist in erschreckender Weise wieder in unserer Gesellschaft aufgetaucht. Jüdische Mitbürger, die hier wieder eine Heimat gefunden haben, werden auf offener Straße bedrängt und beleidigt. Synagogen, Kirchen und andere religiöse Einrichtungen werden mit Hassparolen beschmiert und müssen unter Polizeischutz gestellt werden. Rettungskräfte, Feuerwehr und Polizei, die für unsere Sicherheit und Gesundheit in der Gesellschaft ihren Dienst versehen, werden auf übelste Art und Weise attackiert, beleidigt und beschimpft. Wir in Ratingen haben es in erschreckender Weise im vergangenen Jahr erleben müssen. Es sind Menschen, die unsere freiheitliche Grundordnung ausnutzen, um diese zerstören zu wollen. Wut und Hass sind oft die Triebfedern ihres Handelns.“
Ende Januar gab es bereits eine große Demo gegen Rechtsextremismus: Rund 2000 Menschen waren dem Aufruf der Omas gegen Rechts und der Bluna Connection gefolgt, um für Demokratie und Freiheit ein Zeichen zu setzen. So einig sich die Demonstranten in ihrer Aussage waren, so bunt gewürfelt war die Teilnehmerschar. Sie kam aus allen Teilen der Stadtgesellschaft, Vereinen und Fraktionen. Alle Altersklassen waren vertreten – sogar die jüngsten Stadtbürger hatten bunte Plakate zum Beispiel mit der Aufschrift „Lillifee statt AfD“ mitgebracht. Und auch Bürger, die sich sonst nicht auf Demonstrationen wiederfinden, waren gekommen, um zu sagen: Es reicht. „Nazis essen heimlich Döner“ war auf den Schildern zu lesen, „Nie wieder ist jetzt“ oder „Ich könnte mich um schönere Dinge kümmern“. Unzählige Teilnehmer hielten einfach eine Rote Karte in die Höhe.
Besonders rührte die 13-jährige Anna-Sophia das Publikum. Ihre Mutter sei Migrantin, berichtete sie. Sollten die Pläne der Rechtsextremen Realität werden, sei auch sie betroffen. Sie führte den Demonstrationsteilnehmern die Absurdität und Hässlichkeit der Remigrationspläne hautnah vor Augen.
Barbara Esser, stellvertretende Bürgermeisterin, zeigte sich damals beeindruckt von der Tatsache, dass sich so viele unterschiedliche Menschen zusammengefunden haben, um ihrem gemeinsamen Interesse Ausdruck zu verleihen. Etwas kritischer sah es Volker Schnutenhaus, Vorstand der Wogera. Er betonte: „Es ist ein schönes Zeichen, das hoffentlich hilft, in der Politik die Notwendigkeit des Handelns hervorzurufen.“ Nicht nur er sieht in der aktuellen Politik der Etablierten eine ungewollte Unterstützung der Bewegung in die falsche Richtung.
Laut Aussage des Ordnungsamts, das gemeinsam mit Polizei und Feuerwehr in der ersten Etage des Bürgerhauses eine provisorische Einsatzzentrale eingerichtet hatte, verlief die gesamte Kundgebung ruhig und harmonisch. Alle Einsatzkräfte lobten sowohl die Kommunikation mit den Veranstaltern und die interne Abstimmung der unterschiedlichen Einsatzkräfte.