Wenn das Vergessen zur Wirklichkeit wird

„Das Theater“ aus Köln zeigt am 22. Mai ein Stück zum Thema Demenz im Stadttheater.

Foto: Busch

Ratingen. „Es ist ein wichtiges Thema, zu dem es viele Zugänge gibt“, sagt Elisabeth Müller-Witter, Vorsitzende des Fördervereins Haus Salem, über das weite Feld dementieller Erkrankungen. Einen ernstzunehmenden, seriösen und trotzdem teilweise komischen hat die Kölner Formation „Das Theater“ gefunden. Auf Einladung des Fördervereins Haus Salem und mit städtischer Unterstützung kommt „Du bist meine Mutter“ jetzt auf die Bühne.

„Du bist meine Mutter“ ist ein ungewöhnlicher Dialog zwischen Tochter und Mutter. Nicht nur, weil bei der alten Frau zunehmend kleine und große Lücken im Gedächtnis für eine zunehmend verschwimmende Realität sorgen. So gehen die zwei in den Garten. Und die Mutter, die alles vergisst, bedauert andere Alte, die immerzu alles vergessen. Eine besondere Pointe bezieht das Stück, weil es streng genommen ein Monolog ist: Die Rollen beider Frauen verschwimmen, weil die eine die Perspektive der anderen einnimmt und aus der Sicht der anderen versucht, Dinge zu betrachten.

Was kompliziert klingt, ist ein vielgelobtes und mit wichtigen Ehrungen und Preisen ausgezeichnetes Werk. Als Autor Joop Admiraal sein Stück im November 1981 erstmalig im Amsterdamer Werktheater aufführte, begeisterte die Geschichte das Publikum. Inzwischen ist „Du bist meine Mutter“ einer der meistgespielten Theatermonologe.

Ein Stück, das von seiner Darstellerin facettenreiches Können abverlangt, denn sie spielt alles. Von der Tochter über die Mutter sind es Räume, die sie darstellt, die ewig gleichen Rituale und die Zwischentöne, die bei allem Komischen und viel Melancholischem in dieser Endlosschleife des doch eigentlich schon so oft Wiederholten entstehen. Gisela Nohl ist diese Schauspielerin, Bernd Rieser der Regisseur.

„Frank Hohl, Leiter von Haus Salem, hatte das Stück gesehen und uns darauf aufmerksam gemacht“, sagt Elisabeth Müller-Witt. Schnell waren sich die Vorsitzende des Fördervereins und ihr Stellvertreter Frank Düwel einig, die Inszenierung nach Ratingen einzuladen. Mit Hilfe der Stadt geht es nun auf die Bühne des Stadttheaters, was einen „größeren und weiteren Rahmen“ ermöglicht. Zwar ist es die erste Theateraufführung, die der Förderverein initiiert. Aber nicht die erste Kulturveranstaltung. Es gab in der Vergangenheit musikalische Ereignisse wie Auftritte der Big Band des Landespolizeiorchesters.

Eingeladen, sich das Stück anzusehen, sind nicht allein die assoziierten Freunde von Haus Salem. „Es ist ein Thema, das alle betrifft.“ Den Erlös des Abends will der Förderverein für weitere Investitionen rund um Haus Salem — eine Einrichtung nicht nur für demenziell Veränderte — nutzen. Der vormalige Philosophenweg soll aufgehübscht und wiederhergestellt werden.