Umfrage: "Übertrieben, was hier abgeholzt wurde"

Das Neandertal ist nach den Baumfällungen wieder befahrbar. Was sagen die Menschen zu den kahlen Hängen?

Foto: Anna Schwartz

Mettmann. „Das Neandertal sollte in Kahltal umbenannt werden“, sagt Jürgen Jörß (71). Der Motorradfahrer hatte sich am Donnerstag mit Freunden im Biker-Café Schräglage getroffen. Der Rentner aus Mettmann ist der Meinung, dass viel zu viel Bäume abgeholzt wurden.

Nachdem die Straße durch Neandertal zwischen Mettmann und Erkrath nach wochenlangen Rodungsarbeiten jetzt wieder für den Verkehr freigegeben wurde, fragte die WZ im Tal, was sie von den Fällarbeiten halten.

„Ich fahre seit 44 Jahren durchs Neandertal. Der Reiz des Tals ist jetzt einfach weg“, steht für Jürgen Jörß fest. Peter George (69) ebenfalls aus Mettmann nickt zustimmend. „Ich finde das einfach übertrieben, was hier abgeholzt wurde“, sagt er.

Die Pächterin von Café Schräglage, Elke Dickmans, beurteilt den Kahlschlag eher nüchtern. „Was sein muss, muss sein“, sagt sie kurz und knapp.

Ein dritter Motorradfahrer, der seinen Namen nicht nennen will, weil ihm ein Stückchen Wald am Rande des Neandertals gehört, gibt ihr Recht. „Es gab hier bereits einen tödlichen Unfall, weil ein Autofahrer in einen umgestürzten Baum gefahren war. Und vor kurzem hätte es fast schon wieder einen gegeben“, sagt der Mann.

Die Maßnahmen seien seit Jahren überfällig gewesen. An den Anblick, räumt er jedoch ein, müsse auch er sich noch gewöhnen.

„Na klar sieht das jetzt ganz schön kahl aus“, sagt Mario Püschel (34) aus Düsseldorf. Dass die Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt wurden, kann er aber nachvollziehen.

Für Gerlind Hüncke (75), die ihren Gästen seit 51 Jahren Kaffee und Kuchen in den Neander-Stuben serviert, ist der Kahlschlag „einfach grausam“, sagt sie.

„Ich habe ja in all den Jahren schon viel miterlebt. Aber was da jetzt gemacht wurde, das ist der Gipfel“, meint sie und schüttelt verständnislos den Kopf über den Anblick des „neuen“ Neandertals.