250 Sorten Whisky im Regal

Seit kurzem steht bei Schlüter an der Wilhelmstraße ein extra Raum für das schottische Getränk zur Verfügung.

Foto: Simone Bahrmann

Diese Lebensweisheit ist ebenso banal wie grandios richtig: Das Leben ist Veränderung. Ohne diese Erkenntnis gäbe es eine Institution längst nicht mehr: das Wülfrather Zigarrenhaus Schlüter. Nach dem Krieg gegründet mussten die Chefs der verschiedenen Generationen sich was einfallen lassen, um zu überleben. Das ist bei Dirk Schlüter nicht anders. Er wirft die Tradition — in Form von Zigarren — nicht über Bord, setzt aber zunehmend auf ein anderes Geschäftsfeld: schottischer Whisky.

„Ja“, sagt der 43-Jährige. „Wir mussten uns umstellen. Und nach den immer schärfer werdenden Raucher-Gesetzen wurde es immer schwieriger.“ Schlüter, der das Geschäft 2008 von seinem Vater Peter übernommen hatte, organisierte ab 2011 mit ein paar Flaschen erlesenen Scotch Whisky selbst zusammengestellte Verkostungen. „Das war im Vereinshaus an der Flandersbacher Straße“, erzählt Schlüter. Rund 60 verschiedene Sorten der schottischen Spezialität bot Schlüter seinerzeit bereits an. Auf Dauer erwies sich der Umzug zum Vereinshaus aber als ziemlich unpraktisch.

Da traf es sich gut, dass das Geschäft auf einen Raum zugreifen konnte, den eine Fahrschule benutzte. Nach umfangreicher Sanierung stehen nun 65 Quadratmeter für Präsentation, Verkauf und das Tasting von Whisky zur Verfügung. Das Sortiment wurde erweitert, mittlerweile kann der Kunde zwischen 250 Sorten Whisky wählen. „Aber: Es sind noch Lücken in den Regalen“, sagt Dirk Schlüter und schmunzelt. Er schätzt, dass er bei rund 400 Sorten auskommen wird. „Schon jetzt bieten wir im Kreis Mettmann die größte Auswahl“, erklärt er.

Die Ordnung ist zweifach sortiert: zum einen nach den verschiedenen Geschmacksrichtungen (zart, duftig, allround, süß, kräftig, rauchig), zum anderen nach geografischer Herkunft. Eine kleine, aber sehr feine Zusatzabteilung hält deutschen, schwedischen und schweizerischen Whisky bereit. Besonderer Trend derzeit: Alle reißen sich alle um Whisky aus Japan. Deshalb ist er kaum zu kriegen.

Groß im Trend sind Firmen, die Whisky nicht selbst herstellen, sondern ihn veredeln. Was bedeutet: Das frisch destillierte Getränk wird in einer Destille gekauft und in ein spezielles Fass gepackt, etwa einem früheren Sherry-Fass. Was dann den besonderen Geschmack ausmacht.

„Etwa 70 Prozent der Aromen stammen aus der Fasslagerung“, weiß der Fachmann. Hat er einen Lieblings-Whisky? Klare Antwort: „Nein. Den gibt’s nicht. Der Geschmack hängt ja auch von der Tageszeit, dem Wetter oder der Jahreszeit ab.“

Wir bitten den Chef zum Alltagstest und konfrontieren ihn mit drei Standard-Kunden. Der erste hält Whisky für einen edlen Schnaps und fragt nach einer Empfehlung. „Auf jeden Fall ohne Torf und Rauch“, sagt Schlüter. Er würde in die Kategorie „zart“ greifen. Das sind dann Produkte wie Glenlivet, Glenmorangie oder Glengony.

Kunde Nr. 2 kennt sich ein bisschen aus, hat schon öfter mal probiert. Möchte etwas Feines. „Wenn es denn einer von der Insel Islay sein soll, kann er sich austoben. Dort gibt es neun Destillen“, sagt Schlüter. In Frage käme auch Highland Park oder Tobermory. Im Kommen sind auch Sorten von der Insel Mull.

Dann ist da der Halb-Profi. Der, der sich auskennt. „Ich würde auf die Unabhängigen aufmerksam machen. Malts, die im Sherry- oder Rotwein-Fass gelegen haben“, so die Empfehlung.