60 Jahre alte Platane wird gefällt

Der markante Baum hat das Bild an der Schwanenstraße geprägt, doch er ist nicht standsicher.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Es ist eine Baumfällung, die einige Bürger in den falschen Hals bekommen könnten: Die größte Platane an der Schwanenstraße muss umgehend verschwinden. Wahrscheinlich passiert das bereits am morgigen Samstag. Wie kann das sein? Schließlich steht der optisch vollkommen gesunde Baum seit Jahrzehnten an der Straße. Ausgerechnet jetzt, zum Umbau der Schwanenstraße, stellt ein Baumgutachter fest, dass die Platane nicht mehr standsicher ist. Doch der Baum — das beteuert die Verwaltung — hat keinesfalls die Planungen gestört, so wie es nun wirken könnte.

„Wir haben ja gerade dafür gekämpft, dass die Platanen in das Konzept einbezogen werden und nicht neuen Parkplätzen zum Opfer fallen“, erinnert Umweltreferent Andreas Bornemann. Ursprünglich sollte dem Baum durch ein größeres Baumbeet mehr Lebensraum verschafft werden.

Bei den Bauarbeiten kam jedoch eine alte Asphaltdecke im Untergrund zum Vorschein. Die hat offenbar die normale Wurzelausbildung des Baums behindert. Trotzdem hatte zunächst keiner an eine Fällung geglaubt. Auch auf den daraufhin bestellten Baumgutachter machte die Platane zunächst einen guten Eindruck. Bornemann erinnert sich: „Der rief mich morgens noch an und sagte, der Baum sieht klasse aus.“

Die Platane ist auch in der Tat nicht krank, doch eben auch nicht mehr standsicher. Das zeigte das Ergebnis von Zugversuchen am vergangenen Freitag. Dabei lässt der Prüfer mit einer Last von einer Tonne am Baum ziehen und untersucht mit einem Messgerät die Auswirkungen. Dass ein Baum bei solchen Tests beschädigt werden könnte, wird immer wieder von Bürgern angenommen, ist aber laut Bornemann unmöglich.

Das Ergebnis überraschte selbst den Experten: Nach Osten, genau in Richtung der Straße, ist die Platane aufgrund ihres viel zu kleinen Wurzeltellers nicht mehr standsicher. „Einem Orkan ist er nicht mehr gewachsen“, sagt der Umweltreferent.

Jetzt, wo das Ergebnis vorliegt, sei die Stadt in der Pflicht zu handeln. „Wenn wir nichts unternehmen und der Baum dann umfallen sollte, haben wir grob fahrlässig gehandelt“, sagt Bornemann.

Kleines Trostpflaster: Die Stadt möchte sofort für Ersatz sorgen. Zwei bis drei Meter in Richtung des Parks versetzt soll eine neue Platane gepflanzt werden, mit tieferer Baugrube, damit sich die Wurzeln richtig entfalten können. Leider wird es jedoch Jahre dauern, bis die Platane auf der gebenüberliegenden Straßenseite wieder einen ebenbürtigen Gegenpart hat. Obwohl die Stadt einen etwas größeren Baum als üblich pflanzt, schätzt Andreas Bornemann, dass es 20 Jahre dauern wird, bis der Neuling zu seinem Nachbarn aufgeschlossen hat.

Die Platanen-Entdeckung war nicht die erste böse Überraschung bei den Bauarbeiten an der Schwanenstraße, die Ende September begonnen haben und eigentlich nur zehn Wochen laufen sollten. Planungsamtsleiterin Nina Bettzieche sagt: „Wir hoffen jetzt, dass wir Ende des Monats fertig werden.“ Unerwartete Leitungsarbeiten und einsturzgefährdete Stützmauern an der Anger hätten die Arbeiten verzögert und teurer gemacht.

Die Maßnahme ist Teil des Stadtentwicklungsprogramms (Step). Die Kosten waren am Anfang mit 437 000 Euro beziffert. Die Städtebauförderung für den Umbau Schwanenstraße beträgt rund 289 000 Euro.