Bio geht auch bodenständig
Die Wemmers vom Hof Judt stechen als Familienbetrieb im Windrather Tal hervor. Sie backen eigenes Brot und schlachten selbst.
Neviges. Lange Vorträge über Biolandwirtschaft und die Philosophie dahinter gibt es von Thorsten Wemmers nicht. „Ich mache aus meiner Arbeit keine Glaubensfrage“, sagt der 38-jährige Landwirt. Im Gegensatz zu den überwiegenden Betrieben im Windrather Tal ist der Hof Judt kein Demeter-Hof. Anthroposophische Überzeugung spielen in dem Familienbetrieb keine große Rolle. „Das ist nicht meine Welt“, sagt Wemmers und winkt ab.
Die Verwurzelung des Betriebes mit der ökologischen Landwirtschaft ist geschichtlich begründet. Über Jahrzehnte schwitzte Siegfried Kuhlendahl auf dem Acker des 1693 erstmals urkundlich erwähnten Hofes. Er stellte bereits 1971 auf ökologischen Landbau um — und war damit ein absoluter Vorreiter. „Er ist damals ganz schön gegen den Strom geschwommen und musste sich durchboxen“, sagt Wemmers. Klar, dass Kuhlendahl der Bioanbau auch für die Zukunft des Hofes wichtig war. Thorsten Wemmers ist sich seiner Verantwortung bewusst: „Das ist hier auch ein Stück Geschichte.“
Seit einigen Jahren schreibt der ausgebildete Landwirtschafts- und Fleischermeister mit seiner Frau Maria (36) und seinen drei Töchtern (4, 7 und 9) sein eigenes Kapitel. Als der Düsseldorfer 2004 davon erfuhr, dass der Hof Judt einen neuen Betreiber sucht, schlugen die Wemmers zu. Landwirtschaft sei schon immer seine Leidenschaft gewesen, sagt er. Der Onkel hatte einen Hof in der Eifel.
Ein Schwerpunkt des Hofes Judt mit seinen 87 Hektar großen Acker- und Grünflächen liegt heute auf dem Getreide. Aus Weizen, Roggen und Dinkel mahlen die Wemmers ihr Mehl selbst und backen immer freitags frisches Brot, das im Hofladen verkauft wird. Hafer, Gerste und Triticale (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen) sind für die Tiere.
45 Milchkühe profitieren davon, ebenso wie die durchschnittlich fünf Schweine. Die Milch liefert der Bioland-Betrieb an die Molkerei Söbbeke, deren Produkte es ebenso wie das Fleisch der Schweine im Laden gibt. Ganz aktuell bietet Thorsten Wemmers auch Wild aus der Region an. In seinem Kühlhaus hängen ein paar selbstgeschossene Wildschweine, die der Jäger in Langenberg erlegt hat. „Viele denken nur zu Weihnachten an Wild, doch Wildschweinsteaks ergeben auch ausgezeichnetes Grillfleisch“, so der Landwirt.
Ob die nächste Generation einmal den Hof Judt übernimmt? Maria Wemmer lässt das offen. „Die Kinder können, wenn sie wollen. Aber das ist keine Pflicht“, sagt sie. Ein wenig Gefallen haben sie aber schon am bäuerlichen Leben gefunden. „Mit Papa auf dem Trecker fahren macht den Mädchen Spaß.“
Der Hofladen an der Windrather Straße 190 ist freitags von 12 bis 18 Uhr und samstags von 8.30 bis 12 Uhr geöffnet.