„Brotkiste“ serviert auch Mützen

Der Tante-Emma-Wagen von Ilona Hamann in Düssel wirkt wie aus der Zeit gefallen und erinnert an das Leben auf dem Dorf.

Foto: M. Schümmelfeder

Wülfrath. Eigentlich verkauft sie Brot. Oder auch Kuchen und Waffeln. In winterlichen Eiszeiten dürfen es allerdings auch schon mal warme Pudelmützen sein. Heißer Kaffee läuft gerade auch ganz gut. Die kalte Jahreszeit scheint Ilona Hamann jedenfalls nicht davon abzuhalten, jeden Morgen die Klappe ihrer „Brotkiste“ aufzusperren. Dann gibt’s dort nicht nur warme Brötchen aus dem Backofen, sondern auch dieses heimelige Gefühl, die Seele aufwärmen zu können.

Ilona Hamann, Betreiberin der Brotkiste

Würde man andernorts üblicherweise darauf warten, dass sich die Ladentüren auf die Minute genau öffnen, so ticken die Uhren in Düssel anders. Und nicht nur das: Der Tante-Emma-Wagen auf dem Parkplatz vor dem Gemeindehaus wirkt wie aus der Zeit gefallen. Es ist ein Kommen und Gehen. Man kennt sich, es wird geplaudert. Für einen Cappuccino steht die Zeit still. An einem solchen Ort lässt sich erahnen, was es heißt, auf dem Land zu wohnen.

„Das ist hier sehr kommunikativ“, weiß Ilona Hamann. Viel sagen müssen ihre Stammkunden allerdings nicht — die Kaffeetasse bekommen sie schon beim Ankommen über die Ladentheke gereicht.

Wer auf dem Dorf wohnt, kennt das Dilemma: Gerade einkaufen gewesen und die Butter vergessen. Oder auch diese Variante: Man würde gerne backen, aber es ist kein Mehl im Schrank. Spontane Gäste mit Kuchen bewirten? Fehlanzeige! Da muss erst einer losfahren, um in der Stadt einzukaufen. Und das kann dauern. In Düssel braucht man hingegen den Überraschungsbesuch ebenso wenig zu fürchten wie die eigene Vergesslichkeit. Auch Briefmarken gehören in der „Brotkiste“ zum Sortiment — wie auch Kartoffeln, Zucker oder Milch.

Seit zwei Jahren steht Ilona Hamann nun schon morgens mit den Hühnern auf, um sich von Düsseldorf aus auf den Weg nach Düssel zu machen. Und das möglichst noch vor Sechs, weil dann die Ampeln noch außer Betrieb sind. „Die ersten Kunden kommen schon morgens um halb sieben“, weiß sie. Eigentlich hat sie da noch gar nicht auf — die offizielle Öffnungszeit ist an den Werktagen erst eine halbe Stunde später. Und dennoch: Wer noch schnell vor der Arbeit einen heißen Kaffee trinken möchte, bekommt ihn.

So gut wie sie kennt wohl kaum jemand die Dorfgeschichten von Düssel. Es ist ein bisschen wie beim Friseur: Man nimmt sich Zeit zum Plaudern und setzt sich auch schon mal gemeinsam an den Tisch. Übrigens, hoch gelobt und gern bestellt: die frischen Waffeln, die es jeden Nachmittag ab halb zwei frisch vom Eisen gibt. Da ist es dann eben doch wie im modernen Leben: Das Handy klingelt, die Waffelbestellung wird notiert und manchmal muss alles ganz schnell gehen.