Buch erzählt Geschichte von Bomberabsturz in Windrath

Vier Autoren haben die Geschehnisse vom 4. November 1944 rekonstruiert und Zeitzeugen befragt.

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Neviges. Den verheerendsten Luftangriff ihrer Geschichte erlebt die Stadt Bochum am Abend des 4. November 1944. 740 britische Bomber nehmen Zechen, Hüttenwerke und andere Industriebetriebe ins Visier. Die Ruhrgebietsgroßstadt wird in Schutt und Asche gelegt. 1700 Menschen kommen in dem Inferno ums Leben.

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Aber auch für einige Besatzungsmitglieder wird es ein Flug in den Tod. 27 Bomber kehren von dem Einsatz nicht zurück auf die Insel. Eine Handley Page 57 Halifax mit sechs Australiern und einem Briten an Bord wird über Hattingen von der Flugabwehr getroffen und stürzt in Windrath bei Neviges, unweit des Schepershofes, ab. Wie durch ein Wunder überleben der Pilot, der Bordschütze und der Bordingenieur.

Das ergreifende Schicksal der Besatzung dieses Flugzeugs sowie von vier weiteren Halifax-Bombern der Royal Air Force (RAF) und der verbündeten Luftwaffen Australiens (RAAF) sowie Kanadas (RCAF), die während des Zweiten Weltkriegs im Umkreis von Velbert abstürzten, erzählen Dr. Helmut Grau, Marcel Lesaar, Jürgen Lohbeck und Sven Polkläser in ihrem Buch „Abgestürzt“. Im Rahmen ihrer Tätigkeit als ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) hatten die vier Autoren in den Jahren 2013 und 2014 die exakten Absturzstellen nachweisen sowie aufschlussreiche archäologische Funde in Form Hunderter Trümmerteile machen können. Die befragten Zeitzeugen berichteten von grauenhaften Geschehnissen.

Die Dokumentation mit zahlreichen Fotos erschien erstmals im Sommer 2014 im Velberter Scala Verlag und liegt jetzt in aktualisierter zweiter Auflage vor. Angehörige der überlebenden Besatzungsmitglieder gaben bisher noch nie veröffentlichte Dokumente und Fotos für dieses Buch frei.

„Der Absturz in Neviges war völlig in Vergessenheit geraten“, erklärte Lohbeck bei der Buchpremiere. Ihm war der Zufall zur Hilfe gekommen. Gerade als er bei Zeitzeugen recherchierte, wandte sich der Brite Paul Knott an das Franziskanerkloster, in der Hoffnung, dort etwas über das Schicksal einiger australischer Flieger in Erfahrung bringen zu können, die im November 1944 in Neviges beerdigt worden waren.

Knott war der Großneffe des Bordingenieurs Harry Knott, der den Absturz wie zwei weitere Kameraden überlebt hatte. Die Franziskaner konnten Knott zunächst nicht helfen, stellten aber über den Gerhard Haun von der Abteilung Velbert-Hardenberg des Bergischen Geschichtsvereins den Kontakt zu Lohbeck her. Bei seinem ersten Besuch im Wallfahrtsort regte Paul Knott einen deutsch-englischen Gemeinschaftsgottesdienst anlässlich des 70. Jahrestages an, der allen Opfern der Bombennacht vom 4. November 1944 gewidmet sein sollte. Dieser wurde dann auch am Samstag, 8. November 2014, zweisprachig in der Stadtkirche unter großer Anteilnahme von Angehörigen der Flugzeugbesatzung aus Australien und seitens der Nevigeser gehalten. An der Windrather Absturzstelle wurde auch eine Gedenktafel aufgestellt.