Buch zeigt: Anger entspringt in Velbert

Auch der Frage, woher der Name Eignerbach stammt, ging ein Autorentrio nach. Das Ergebnis ist das Werk „Das Obere Angertal“.

Velbert. Das ist eine große Überraschung für viele Wülfrather: Die Anger entspringt nicht dem Krapsteich neben der idyllischen Altstadt, sondern in Velbert unweit des Bastersteich! Friedhelm Kopshoff, August Wilhelm Rees und Jürgen Scheidsteger weisen das in dem Buch „Das Obere Angertal — Die Geschichte verlorener Höfe und der Angerquelle in Velbert“ nach.

„Auf das Thema sind wir schon vor Jahren bei einer Wanderung um den Schlammteich gestoßen, als Herr Rees auf uns zukam und von den Vorfahren seiner Familie erzählte, deren Besitz sich auf dem tiefen Grund befand“, so Scala-Verlegerin Jutta Scheidsteger. „Eine Pressemitteilung von Rheinkalk, dass der Eigener Bach wieder sein altes Bett zurückerhält, hat uns richtig neugierig gemacht“, so Jürgen Scheidsteger. Er ging mit den Co-Autoren der Frage nach, wer oder was ist der Eigener Bach. „Da kamen wir ganz schnell darauf, dass sich die eigentliche Quelle nicht in Wülfrath befindet.

Der Bach floss an Höfen vorbei, die wegen der Kalkindustrie platt gemacht wurden. Das Buch gibt eine Antwort darauf, warum man den Namen Anger eliminierte und wann der Namen Eignerbach kam.“

Das Buch erzählt mit vielen Fotos die Geschichte von rund 40 Höfen, die durch ein Sedimentationsbecken und einem großen Kalksteinbruch beendet wurde. „Das obere Angertal war landschaftlich idyllisch, aber für die Landwirtschaft beschwerlich, ganz im Gegensatz zu dem Rützkauser Tal, einem Ausläufer der furchtbaren Mettmanner Lehm-Lößböden“, weiß der studierte Agrarwissenschaftler Rees. Sein Großvater bewirtschaftete im Oberen Angertal den Bauernhof „Im Mondenschein“ in Großehöhe, so wurde damals Tönisheide genannt.

Weil das Höhenland nicht so ertragreich war, siedelten sich dort vornehmlich Kötter auf ihren kleinen Hofstellen an. „Sie waren zunächst groß genug, um die Familien zu versorgen“, weiß August Wilhelm Rees, „später entstanden daraus Schlossschmieden oder Webereien. Danach kam eine Zeit, in der immer mehr kleine Kotten aufgaben und das Land von anderen Höfen dazu gekauft wurde.“

Die obere Anger durchfloss nicht nur ein sehr idyllisches Tal, sondern war außergewöhnlich fischreich. Das änderte sich, als die Stadt Velbert ihre Abwässer dahin leitete. Die Fische starben, die Menschen im Tal wurden krank, das Abwasser drang ins Grundwasser und verseuchte die häuslichen Brunnen, die Betroffenen verklagten die Stadt.

Die Quellen der Anger sind heute meistens verrohrt, aber sie sind da. So steigt glasklares Wasser in einem Schacht unter einer Zementplatte einem felsigen Keller des Hauses Hausmann auf, unweit der Burgstraße in Velbert. Als in den vierziger Jahren die Kalkwerke für die Schlammbecken erste Ländereien pachteten und später kauften, tauchte erstmals der Namen Eignerbach in den Karten auf.

Woher der Namen kommt, kann keine der beteiligten Stellen sagen. „Viele behaupten, die Kalksteinwerke waren nach dem Erwerb der vielen Parzellen der Meinung ,Was nun unserer Eigentum ist, können wir nun auch so nennen’, eben „Eignerbach“, so das Fazit des Autorentrios. „Vielleicht spricht man in Zukunft von einer Velberter Anger und einer Wülfrather Anger, so wie es einen Blauen und einen Weißen Nil gibt.“