Bürgerverein: 50 Jahre Erinnerung auf Papier

Bürgerverein Wülfrath gestaltet zu seinem Jubiläum eine Ausstellung in der Kreissparkasse.

Wülfrath. Wie kommt der Pleitegeier in die Kassenhalle der Kreissparkasse? Filialdirektor Hans Werne Fritze tätschelt dem hölzernen Vieh auf vier Rollen übers Haupt. „Uns kann er nichts anhaben“, sagt er.

Dann, folgert Adelheid Heiden, „ist er hier richtig aufgehoben“. Die Vorsitzende des Bürgervereins Wülfrath lacht — die meisten der rund 30 Besucher ebenso. 50 Jahre Bürgerverein — das wird in diesem Jahr groß gefeiert. Die Ausstellung, die gestern in der Kreissparkasse eröffnet wurde, ist der Auftakt zu den Feierlichkeiten.

In mehreren Vitrinen und an diversen Stellwänden wird die Geschichte des Bürgervereins lebendig. „Wäschekörbeweise wurden Fotos und Dokumente durchsucht“, deutet Heiden an, dass die Auswahl der Ausstellungsexponate nicht leicht war. Federführend haben sich die Vereinsmitglieder Peter Wiedemeyer und Ulrich Erbach darum gekümmert.

Und sie haben reichlich Raritäten ans Tageslicht befördert. Wie zum Beispiel die Anwesenheitsliste der Gründungssitzung. Auch das in feiner Handschrift geführte Beitragsbuch der Jahre 1963/64 ist Blickfang in der Ausstellung.

Fotos, Zeitungsausschnitte, Programme, Plakate — die Erinnerung ist Papier geworden. Ins Augen fällt zum Beispiel die Stellwand, auf der von weitem großen Menschenaufläufe zu erkennen sind. Artikel aus der Zeit des Wülfrather „Aufstands“. Zu Beginn der 1970er-Jahre hatte sich der Bürgerverein an die Spitze der Bewegung gesetzt, die um die Eigenständigkeit der Stadt Wülfrath kämpfte.

Adelheid Heiden wirft einen Blick auf die Zeitdokumente. „Die Themen kommen alle wiedegr“, sagt sie — und zeigt auf ein Flugblatt, in dem in den 1990er- Jahre der Erhalt des Krankenhauses gefordert wurde. Für dieses Ziel haben sich Heiden und ihre Vorgänger immer wieder eingesetzt. Am Ende leider erfolglos — das Krankenhaus ist längst Geschichte.

Dass der Bürgerverein keine Geschichte wird, sondern eine Zukunft über Jahrzehnte hinaus hat, ist ein erklärter Wunsch des aktuellen Vorstands. „Dafür brauchen wir junge Leute“, sagt sie. Daher kümmert sich der Verein auf dem Jubiläumsfest am 9. Juli (siehe Informations-Box) besonders um junge Familien. „Es gibt eine große Kinderbetreuung.“

Die Kreissparkasse sieht sich als Partner des Bürgervereins. „Den Raum für die Ausstellung geben wir gerne“, sagt Fritze. Über weitere finanziele Aufmerksamkeiten darf sich der Verein auch freuen, kündigt er an. Ob der Pleitegeier weiter in der Sparkasse stehen wird, ist allerdings nicht sichergestellt.

Den Vogel hatte 2002 Bernd Kicinski gebaut — ein Geschenk zum 45. Geburtstag des damaligen Bürgermeisters Ulrich Eilebrecht. Der Pleitegeier sollte Erinnerung sein, Wülfrath gut durch finanzielle Unwägbarkeiten zu führen. Diese Fahrt ist noch nicht zu Ende.