City verliert das Altstadtlädchen

Ute und Herbert Kleinert verlassen nach 29 Jahren die Fußgängerzone. Sie vermissten zum Schluss die nötige Laufkundschaft.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Die letzten Tassen mit Wülfrath-Motiven sind schon über den Ladentisch gegangen. Die charmanten Mitbringsel waren solche Artikel, die nur das Altstadtlädchen zu bieten hatte. Doch das bunte Sammelsurium aus Postkarten, Pralinen, Deko-Artikeln und Passbild-Service wird aus der Fußgängerzone verschwinden. „Wir wären gerne noch bis zur Rente geblieben, es geht aber einfach nicht mehr“, sagt Ute Kleinert, die zusammen mit ihrem Mann Herbert seit 29 Jahren mit unterschiedlichen Läden die City bereichert hat. „Wir sind auf Laufkundschaft angewiesen — und die fehlt uns inzwischen“, sagt die 59-Jährige. Nur vom Saisongeschäft könne man nicht leben.

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Alles habe mit der Schließung des Rewe-Marktes um die Ecke begonnen und sich mit der Öffnung des Anger-Marktes fortgesetzt. „Das waren die Hauptgründe“, erklärt die Wülfratherin. Wie viele andere Ladeninhaber sehen die Kleinerts das kleine Einkaufszentrum nicht als Magneten für die Fußgängerzone, sondern eher als Argument, die Wilhelmstraße nicht mehr durchlaufen zu müssen. Herbert Kleinert (58) denkt mit Wehmut an die Zeiten zurück, als neben dem Rewe auch noch ein Plus und ein Kaiser’s die Leute in die Stadt gelockt haben.

Schon vor zwei Jahren habe man erkannt, dass sich etwas ändern müsse. Ute Kleinert sagt: „Wir haben immer gehofft, dass die Stadt doch noch irgendwie neu belebt wird.“ Jetzt wollten die Selbstständigen rechtzeitig die Reißleine ziehen, um einen Konkurs zu vermeiden. Für die Kleinerts eine große Zäsur, sie kehren Wülfrath ganz den Rücken. „Wir haben uns ein Haus an der Nordsee gekauft.“

Der Räumungsverkauf läuft seit gestern: Es gibt 20 Prozent Rabatt auf fast alle Artikel. Am Samstag, 23. April, schließt das Altstadtlädchen die Türen.

Der erste Laden der Kleinerts war 1987 noch ein reiner Fotoladen gegenüber des Eiscafés Paciello. Von 1998 bis 2006 war das Paar dann in einem vergrößerten Geschäft im heutigen Ladenlokal von „Le Clou“ zu finden. In dieser Zeit lag der Schwerpunkt auf Büro- und Schreibwarenbedarf. „Da hatten uns die Discounter dann einen Strich durch die Rechnung gemacht, die immer vor der Einschulung die Kunden mit Angeboten gelockt haben“, berichtet Herbert Kleinert.

2008 öffnete das Altstadtlädchen. „Wir wollten Dinge anbieten, die es noch nicht in Wülfrath gibt. Zum Beispiel Andenken, wie unsere Wülfrath-Postkarten“, erklärt Ute Kleinert. Die Motive sind einzigartige, schließlich hat sie das Paar selbst fotografiert.

Ein Wiedersehen mit den Wülfrathern ist schon jetzt geplant. Ute Kleinert verspricht: „Zum Herzog-Wilhelm-Markt kommen wir mit unserem Crepes-Stand wieder.“