Velbert Das THW hilft: Vom Kongo bis nach Neviges

Velbert. · Der Ortsverband Velbert des Technischen Hilfswerks hat sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Die Helfer waren weltweit tätig.

Einsatz am Schloss in Neviges: Dort hat das Velberter THW 2006 die Brücke über den Teich neugebaut.

Foto: THW Velbert

„Technische Hilfe weltweit – der Leitspruch der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk wird auch in Velbert gelebt“, hatte Dirk Brus, als Ortsbeauftragter Chef von 155 Helfern des Velberter Verbandes inklusive Jugendgruppe, die Gäste begrüßt. Die Bilanz der vergangenen Jahrzehnte kann sich sehen lassen – Helfer aus der Schloßstadt waren nicht nur in der Bundesrepublik tätig, sondern weltweit im Einsatz.

Kurioser Einsatz beim Transport von schwerem Tresor ins Musuem

„Leider gibt es aus den ersten drei Jahrzehnten nur wenige Aufzeichnungen“, bedauert Nico Johann, im Ortsverband für die Pressearbeit zuständig. Schon damals gab es auch kuriose Einsätze: So waren die Helfer im Dezember 1964 beim Transport eines etliche Hundert Kilogramm schweren Tresors ins Schloss- und Beschlägemuseum gefragt. Herausragend auch der Einsatz im Schneechaos des Winters 1979, als die Bundeswehr sogar mit Bergepanzern in Velbert anrücken musste. Eine recht lückenlose Aufstellung kann Johann ab dem Jahr 1989 aufweisen. Ralf Hagenkord, seit 1974 Helfer, erinnert sich noch gut, wie nach dem Mauerfall Flüchtlinge aus der DDR in der Unterkunft an der Schloßstraße untergebracht wurden: „Aus Decken und unseren Spinden wurden Zimmer gebaut, in den Büros Familien einquartiert. Die Küche des Klinikums sorgte für die Verspflegung.“ Auch Sturm „Wiebke“, der im Februar 1990 für Verwüstung sorgte, ist ihm noch gut in Erinnerung.

Oft waren es wetterbedingte Großschadenslagen, die die Helfer des THW in den Einsatz brachten, nicht selten gemeinsam mit der Velberter Feuerwehr. Besonders geprägt haben Dirk Brus indessen die Auslandseinsätze. So half der Velberter 1994, damals gerade 20 Jahre alt, über mehrere Wochen bei der Trinkwasseraufbereitung und -verteilung im Kongo: „Flüchtlingsunterkünfte bis zum Horizont, ein unvorstellbares Elend“, und auch der Einsatz in Ruanda zwei Jahre später war eine eindringliche Erfahrung.

Aber auch andere Einsätze sind im Gedächtnis verhaftet geblieben, wie der Einsatz in der Düsseldorfer Krahestraße im Juli 1997, als eine Gasexplosion ein Mehrfamilienhaus völlig zerstörte. Der Ortsverband ist für solche Lagen besonders ausgebildet, bestand bis zum Jahresende aus zwei Bergungsgruppen und einer Fachgruppe Beleuchtung.

Zum Jahreswechsel wurden die Einheiten umstrukturiert, Velbert hat nun neben einem Zugtrupp – einer Führungseinheit – eine Bergungsgruppe und eine Fachgruppe schwere Bergung – „die ist eine Nummer größer ausgestattet als eine Bergungsgruppe“ – und eine Fachgruppe Notversorgung. Daneben verfügt die Velberter Einheit über ein sogenanntes Einsatzgerüstsystem, wie es nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs benutzt wurde – bei dem ebenfalls Kräfte aus Velbert vor Ort waren.

Verband wurde auf der Rückfahrt von einer Übung alarmiert

Nicht zu vergessen die Hochwasser an der Elbe 2002 und 2013, die Einsätze bei „Kyrill“ und beim großen Waldbrand in Neviges 1996. „Damals waren wir mit Feuerwehr und DRK gerade zu einer dreitägigen Übung in Ahrweiler“, weiß Brus noch. Der gesamte Verband wurde seinerzeit auf der Rückfahrt alarmiert und kehrte ab Hilden mit Alarm nach Velbert zurück. Längst nicht alle Einsätze sind jedoch so spektakulär: So haben die Helfer zum Beispiel 2006 in Zusammenarbeit mit dem Schloßförderverein die Brücke über den Schlossteich gebaut, und bis heute leistet das Velberter THW logistische Unterstützung bei der Wallfahrt der Kroaten in Neviges. Apropos Logistik: Da waren Helfer unter anderem 2007 für Transportfahrten am G 7-Gipfel von Heiligendamm, mit Beleuchtungsgerät bei der Fußball-WM und zuletzt im Juli beim Waldbrand in Lübtheen beteiligt.

Die wichtigste Entscheidung für den Ortsverband war aus Sicht von Brus der Umzug zum Hixholzer Weg. Nach Jahrzehnten der Kompromisse mit nassen Kellern, zugigen Räumen und oft viel zu wenig Platz erhielten die Helfer in dem Industriegebiet einen Standort, der mit Umkleiden, Schulungsräumen, Büros und Stellplätzen für die Einsatzfahrzeuge auf dem neuesten Stand ist und den Anforderungen einer modernen Unterkunft entspricht. Mit einer derzeit 29 Mitglieder starken Jugendabteilung bekommt der Ortsverband stetig Nachwuchs aus den eigenen Reihen: „Es gibt aber durchaus auch Quereinsteiger“, so Brus.