Wülfrath Die Kassenbonpflicht ärgert Kunden und Unternehmer

Wülfrath. · Seit Anfang Januar ist das neue Gesetz in Kraft. Es stellt einen Teil der Kassensicherungsverordnung dar und soll Steuerbetrug an Ladenkassen verhindern. Was sagen betroffene Unternehmer dazu?

Mehrere Eimer voll Kassenzettel sammelt Inhaberin Brigitte Schmitz täglich. „Eine Zumutung“, findet auch Kunde Pätrick Lothar Triebel.

Foto: Tanja Bamme

Für Brigitte Schmitz von der gleichnamigen Bäckerei an der Mettmanner Straße in Wülfrath ist die neue Verordnung eine wahre Zumutung. „Ich sammele über den Tag verteilt mehrere Eimer voll liegengebliebener Kassenzettel“, beschwert sich die Unternehmerin. Dass seit der neuen Verordnung die Kunden vermehrt ihre Kassenbons verlangen, kann sie nicht beobachten. „Früher konnten wir die Bons auf Nachfrage ausdrucken lassen. Heute wird automatisch jeder Kassenbon gedruckt. Das ist nicht nur eine absolute Umweltverschmutzung, sondern für uns auch unwirtschaftlich“, ergänzt die Inhaberin, die sich ebenso über die teuren Kassenbonrollen beschwert. „108 Euro kostet ein Karton. Das Geld legen wir natürlich nicht auf unsere Kunden um.“

Pätrick Lothar Triebel, regelmäßiger Kunde der Bäckerei, kann die Neuverordnung ebenso wenig nachvollziehen. „Ich benötige keinen Kassenbon für mein gekauftes Brot“, ist sich der Wülfrather sicher.

„Wir sollten uns lieber für die Umwelt einsetzen und weniger Ressourcen verbrauchen. Mit der neuen Verordnung geschieht allerdings das Gegenteil. Wir produzieren Unmengen Müll, und unzählige Bäume müssen dafür gefällt werden.“ Dass Kassensystem der Bäckerei Schmitz erfasst einen Einkauf gleich auf dreifache Weise. Ein integrierter Chip erfasst die Bestellung digital, zwei Papierrollen laufen parallel im Kassensystem. „Ein durchlaufender Bon für uns und ein Bon für die Kunden“, so Brigitte Schmitz erklärend.

Auch Daniele Paciello vom gleichnamigen Eiscafé auf der Wilhelmstraße äußert der neuen Verordnung gegenüber Unverständnis. „Unsere Gäste lassen die Kassenzettel auf den Tischen liegen, das macht einen Arbeitsschritt mehr als üblich für uns aus“, berichtet der Unternehmer, der die Gastronomie in dritter Generation leitet. „Dazu kommt, dass wir die Zettel nicht einmal im Altpapier entsorgen können. Es handelt sich um chemisch behandeltes Thermopapier, welches wir im Restmüll entsorgen. Eigentlich zählen die Kassenzettel sogar als Sondermüll.“ Bereits für eine Kugel Eis müssen die Café-Mitarbeiter einen Beleg aushändigen. „Ein völliger Schwachsinn. Eigentlich sollten wir doch das Klima schützen, anstatt immer mehr Müll zu produzieren“, ist sich Daniele Paciello sicher.

Nur wenige Meter weiter, im Frisörsalon von Giuseppe Vena, laufen die Diskussionen um die neue Belegausgabepflicht ebenfalls hitzig. „In Italien werden die Belege direkt elektronisch an das Finanzamt weitergeleitet. Da kann gar kein Betrug stattfinden“, weiß Inhaber Giuseppe Vena. Von 30 täglichen Kunden nehmen vielleicht zwei Personen den Zettel mit. Vena sagt: „Wir haben immer nachgefragt, ob Kunden einen Beleg benötigen und diesen natürlich auch ausgehändigt. Die Kasse hat die Zahlungen immer dokumentiert.“