De-Anne aus Zimbabwe: Soziales Jahr in der Velberter Jugendherberge
Die 21-Jährige aus Zimbabwe macht zurzeit ein Soziales Jahr in der Velberter Jugendherberge.
Velbert. „Heimat ist ein Ort, an dem ich mich vollkommen fühlen kann. Es ist egal, ob du dabei allein bist oder zusammen mit deiner Familie, solange es ein Platz ist, ein Refugium, an dem du ganz du selbst sein kannst“, sagt De-Anne Violet Tall. Sie stammt aus Zimbabwe. Doch seit Juni 2012 ist Velbert ihre Heimat.
Nachdem sie zunächst als Au-pair-Mädchen bei einer Familie in Breckerfeld (östlich von Wuppertal) gearbeitet hatte, absolviert sie jetzt ein Freiwilliges Soziales Jahr im Jugendgästehaus Am Buschberg, in dem sie auch eine Wohnung hat.
De-Annes Aufgaben sind vielfältig, reichen vom Frühstück vorbereiten, Kochen und Empfang von Reisegruppen bis zur Disco, bei der sie als DJane agiert. Zudem gibt sie den Mitarbeitern des Hauses Englischunterricht, denn in Zimbabwe wird (als frühere britische Kolonie) vorwiegend Englisch gesprochen, dazu Shona und Ndebele — zwei afrikanische Sprachen, die die 21-Jährige ebenfalls beherrscht.
Dass sie in Kürze den internationalen Sprachtest „Toefl“ meistern wird um an der Uni zu studieren („Düsseldorf, Kleve oder Bochum“), steht außer Frage. Daneben ist Kultur ihre Leidenschaft: Sie schreibt Gedichte, malt, singt, tanzt und lernt Gitarre spielen.
„Musik ist in Afrika ein Teil des Lebens.“ Jeden Sonntag fährt De-Anne nach Düsseldorf zum Gottesdienst einer afrikanischen Gemeinde. Darüber hinaus sucht sie in Velbert einen Gospelchor, in dem sie mitsingen kann.
„Ich mag Velbert, weil es klein ist und die Nachbarstädte so nah sind. Um in Zimbabwe die nächste Stadt zu erreichen, muss man bis zu 14 Stunden fahren.“ Jede Woche geht sie in die Stadtbücherei und gern in Blumenläden: „Ich liebe Blumen — und Reisen!“ Weihnachten verbrachte sie in Wien, Silvester in Berlin, erlebte Hamburg, München und Paris und durchquerte mit ihrer Au-pair-Familie Italien.
Aufgeweckt und selbstbewusst, besticht die 21-Jährige mit ihren Standpunkten und ihrer Freundlichkeit. „In Zimbabwe sind die Leute fast immer gut gelaunt, trotz der politisch schwierigen Situation. Hier regen sich Menschen auf, wenn Züge oder Busse zehn Minuten Verspätung haben. In Zimbabwe gibt es nicht mal Fahrpläne.“
Ansonsten würden viele Klischees die Wirklichkeit verfälschen: „Das Fernsehen zeigt von Afrika ja meistens die Hütten und halbnackte Völker. Ein Mädchen hier hat mich mal gefragt, wie ich mich gefühlt habe, wieder Kleidung zu tragen.“
De-Anne chattet auf Facebook, telefoniert mit Verwandten über Skype. Und ja, auch in Zimbabwe kann es kalt werden: sechs Grad im Winter. Als sie das Land vor anderthalb Jahren verließ, gaben Familie, Freunde und Gemeindemitglieder ein Konzert für De-Anne — mehr als 100 Menschen, die ihr auch ein Poesiealbum schenkten. Auf einer Seite steht: „Life isn’t about finding yourself, life is about creating yourself“ (Es geht im Leben nicht darum, sich zu finden, sondern sich zu gestalten).
„Ich möchte ein Image von mir entwickeln, auf das ich stolz sein kann“, sagt De-Anne. „Es wird einen Punkt im Leben geben, da wird dir klar: Du bist nicht mehr 21, sondern 60 Jahre alt. Was dann zählt, ist der Charakter. Und was du gelebt hast.“