Den Holocaust-Opfern auf der Spur
Pfarrer Frank Overhoff gedenkt mit seinem Buch der Opfer der Pogromnacht.
Velbert. Von den Nationalsozialisten gesteuert und organisiert, wurden im November 1938 in ganz Deutschland Wohnungen und Geschäfte jüdischer Mitbürger, Synagogen und Versammlungsräume zerstört; mehrere hundert Menschen verloren ihr Leben. Als „Reichskristallnacht“ ist die Nacht vom 9. auf den 10. November in die Geschichte eingegangen.
An jene Ereignisse vor 76 Jahren und die Opfer erinnert eine Gedenkveranstaltung am Montag, die in diesem Jahr das Gymnasium Langenberg und die Volkshochschule Velbert-Heiligenhaus in Zusammenarbeit mit der Stadt Velbert und unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Dirk Lukrafka organisiert haben.
Schulpfarrer Frank Overhoff hat in den vergangenen drei Jahren die Daten von etwa 1000 jüdischen Mitbürgern zusammengetragen, die aus Neviges, Langenberg und Velbert stammten oder sich vor 1945 zeitweise in den Städten aufhielten. Von 208 Menschen ist bekannt, dass sie den Mühlen der Vernichtung nicht entkamen. Overhoff hat die Schicksale dieser Menschen recherchiert, die Spuren ihrer Lebenswege aufgezeichnet und in einem Buch vereint.
Unter dem Motto „Einen ewigen Namen gebe ich euch“, das sich von einem Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja ableitet, wird der Langenberger sein Werk „Biographische Notizen zu Opfern der Shoah aus Langenberg, Neviges und Velbert“ im Rahmen der Gedenkveranstaltung erläutern und an die Opfer erinnern: „Es waren Menschen wie wir alle“, betont der Pfarrer.
Dass er so viele Daten zutage fördern konnte, sei einem Glücksfall zu verdanken, meint Overhoff: „Die drei Städte haben relativ wenig Schäden erlitten.“ Entsprechend vollständig waren die erhaltenen Unterlagen in den städtischen Archiven — so konnte der 63-Jährige auf 14 örtliche Meldekarteien zurückgreifen.
Zu einem der Überlebenden der Shoah, Walter Nathan, hat Overhoff seit langem Kontakt. Er konnte dem 94-Jährigen, der heute in Israel lebt, die kompletten Daten von dessen einst in Langenberg beheimateter Familie überreichen — Informationen, die Nathan selbst gar nicht kannte: „Jetzt habe ich meine Familie wieder“, habe Nathan gesagt, und „es ist gut, dass die Decke des Vergessens weggezogen wurde.“