Der Hof zur Hellen soll Kindergarten werden
Auf dem Hof zur Hellen will die Erzieherin und Kunsttherapeutin Barbara Schneider zusammen mit Eltern einen Kindergarten eröffnen.
Neviges. Im Raum des künftigen Kindergartens hängt das Foto eines Rindes, das auf einer blumenbesprenkelten Weide steht. Auf dem Bild nebenan säugt eine Sau ihre Ferkel. Die Kinder des Naturkindergartens „Wichtelhof“ werden diese Szenen bald nicht nur an der Wand zu sehen bekommen, sondern mit allen Sinnen erleben können.
Integriert in den Bauernhof zur Hellen im Windrather Tal, will der Hort im August seinen Betrieb aufnehmen. Es handelt sich um eine Privatinitiative der Velberter Erzieherin und Kunsttherapeutin Barbara Schneider. Die 58-jährige künftige Leiterin wohnt seit sieben Jahren im Windrather Tal, hat zuvor unter anderem im Langenberger Waldorfkindergarten, an der Windrather Talschule und auf einem Bauernhof-Kindergarten in Ratingen gearbeitet.
Unterstützt von zwei jungen Erziehern gehören Flora und Fauna zum didaktischen Fundament. Denn auch wenn Medienkompetenz ein aktuelles Schlagwort in der Pädagogik sei, mit Computern würden die Kinder später noch oft genug zu tun haben, betont Schneider.
Wichtig seien erst einmal Primärerfahrungen: warme Hühnereier aus dem Nest holen, Gemüse pflanzen, Brot backen, Esel, Kühe und Schweine versorgen, im Matsch spielen, einen Wald erforschen — „und zwar nicht nur einmal im Jahr bei einer Ferienaktion, sondern regelmäßig.“
Zudem biete der Ort die Möglichkeit, hautnah zu ergründen, „wie ein Mensch überhaupt seinen Beruf ausübt. Wenn Kinder fragen: ,Papa, was arbeitest du?’ und die Antwort lautet: ,Ich sitze am PC’, ist das abstrakt. Auf dem Hof hingegen sehen sie, wie jemand Holz hackt oder mit dem Traktor das Feld bestellt.“
Die meiste Zeit würden die Kinder draußen verbringen; der Raum mit weißer Holzdecke und Sprossenfenstern im Nebentrakt des Hofes soll als Schützhütte und zum Mittagessen dienen. Neben der Erschließung der Umwelt gehört zu den Grundlagen des Konzeptes auch kreatives Gestalten: Die Kinder werden ihre Teller und Tassen selbst töpfern, Bauklötze sägen und Sitzkissen anfertigen.
„Sie sollen nicht das Gefühl entwickeln: ,Ich muss alles kaufen’, sondern ,Ich kann es auch selbst herstellen’“, erklärt die 58-Jährige, die im Tal bereits ein „Wald-und-Wiesen-Atelier“ betreibt.
Angestrebt sei ein Gegenpol zur Konsumgesellschaft. „Im Vergleich zu einer konventionellen Einrichtung haben die Kinder nicht nur mehr Platz und Bewegung, sondern können auch handwerklich etwas produzieren, was von Dauer ist“, sagt Christopher Bertrams, Familienvater aus Neviges.
„Ich habe in meinem Leben noch nie einen Korb geflochten. Wenn meine Tochter mit einem selbst gemachten Korb nach Hause käme, ehrlich, ich wäre stolz.“ Das Konzept forciere „wertvolles, nachhaltiges Erleben“. Hier würden Kinder nicht bloß „geparkt“, um sie nachmittags wieder abzuholen.
„Wir möchten, dass sich unsere Kinder frei entfalten können, Respekt vor der Natur und vor Tieren entwickeln“, so lautet der Tenor der Eltern, die sich bislang für das Angebot interessieren.
Ein Motto bietet sich da regelrecht an: Hier sehen die Kinder nicht Rot, sondern Grün. Naturgrün.