Velbert Der Kapp-Putsch in Velbert

Velbert. · Vor 100 Jahren starben fünf Menschen am Dalbecksbaum.

Während des Kapp-Putsches im März 1920 wurden in Velbert Straßensperren errichtet.

Foto: Stadtarchiv Velbert

Am vergangenen Wochenende jährten sich die Ereignisse, die die junge Weimarer Republik in den Grundfesten erschütterte. Rainer Köster, Kreistagsabgeordneter der Linken, erinnerte an jene Tage, die auch in Velbert tiefe Spuren hinterließen. Hintergrund war, dass die Reichswehr reduziert und die Freikorps aufgelöst werden sollten. Dem stellte sich General Walther Freiherr von Lüttwitz entgegen. Die politische Führung sollte der preußische Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp übernehmen, der in dem nur 100 Stunden andauernden Aufstand von meuternden Truppen zum Reichskanzler proklamiert wurde. Letztlich scheiterte der Aufstand an dem von der Reichsregierung unter Friedrich Ebert und den Gewerkschaften ausgerufenen Generalstreik.

Aktionsausschuss übernahm
die Kontrolle in Velbert

Über die Ereignisse in Velbert berichtet neben Köster auch ausführlich Stefan Wunsch in ,,Velbert – Geschichte dreier Städte“: Die Kunde vom Putsch trieb ebenfalls im Niederbergischen die Arbeiter auf die Straßen, um „die in Berlin errichtete Militärdiktatur zu brechen“. In Velbert organisierten aufgebrachte Vertreter von Gewerkschaften, SPD, USPD und KPD einen Aktionsausschuss, der die Kontrolle in der Stadt übernahm, eine bewaffnete Ortswehr bildete und das Rathaus besetzen ließ. Die Lage eskalierte, als von Westen eine gut gerüstete Reichswehreinheit und ein Maschinengewehrposten bis auf das Gelände der Ziegelei Germania (heute Heiligenhauser Straße) vorrückte. Zwar hatte der Aktionsausschuss noch die Auflösung der bewaffneten Kampforganisation der Arbeiter befohlen, doch eine Feldwache griff den Reichswehrposten an. Dieser schoss mit MG’s und Geschützen bis in den Herminghauspark, wurde aber überrumpelt, die Gefangenen misshandelt und zum Rathaus gebracht. Zwei Arbeiter und drei Soldaten bezahlten die Kämpfe, an denen sich Bewaffnete aus Velbert, aus Flandersbach und Tönisheide beteiligt hatten, mit dem Leben.

Rund 250 Velberter unter Führung des Velberter Metallarbeiters August Meinert (KPD) schlossen sich später der „Roten Ruhr-Armee“ an, die Wochen später, nach Wiederherstellung der Regierung, von Reichswehrtruppen und Freikorps brutal zerschlagen wurde. „Nach Beendigung der Kämpfe mussten einige der aktivsten Arbeiter Velbert verlassen“, berichtet Köster, manche, wie Hubert Göbels (KPD), der am Dalbecksbaum verwundet wurde, und sein Bruder Fritz, waren längere Zeit auf der Flucht.

Der Kapp-Putsch könne heute noch Wichtiges sagen, so der Kreistagsabgeordnete Köster – einheitliches und entschiedenes Handeln gegen Faschisten könne erfolgreich sein. Der Linke findet, dass die Hunderte Nazigegner, die auch in Velbert als Widerstandskämpfer zum Beispiel in den illegalen Gewerkschaften tätig waren, mehr in den Mittelpunkt der Geschichtsforschung rücken sollten. Und Köster ruft zum Kampf gegen rechte Hetze auf, „gerade jetzt – nach Kassel, Halle, Hanau und sonst wo!“ lue