Der Seniorenrat soll sich auflösen

Sozialamtsleiter Mike Flohr sieht mangels Kandidaten keine Möglichkeit mehr, wie das Gremium weiter bestehen soll.

Foto: Andreas Reiter

Wülfrath. „Ich empfehle Ihnen, den Seniorenrat auszulösen.“ Sozialamtsleiter Mike Flohr, der bisher noch vorsichtigen Optimismus verbreitet hatte, sieht nun keine Möglichkeit mehr, das Gremium zu retten. Das sagte Mike Flohr bei der jüngsten Sitzung des Seniorenrates im Rathaus sehr deutlich. Bei der derzeitigen Zahl der Interessierten sei das System nicht aufrecht zu erhalten, so der Sozialamtsleiter.

Günter Weber, stellvertretender Vorsitzender des Gremiums, konnte von sechs Personen berichten, die ihre Mitarbeit in Aussicht gestellt haben. Bei einer vergangenen Sitzung hatte er noch von neun Personen gesprochen, die eventuell für eine Mitarbeit zu gewinnen seien. Es bräuchte aber nach Meinung von Mike Flohr mindestens sieben Mitglieder plus zwei Ersatzmitglieder. Das sehen die Mitglieder des Seniorenrates genauso. Die bisherige Größe von elf Personen und zwei Ersatzmitgliedern gilt seit längerem als illusorisch, eine Verkleinerung des Seniorenrates wäre mit einer Satzungsänderung möglich. Dem Gremium empfahl der Sozialamtsleiter, „nach einer angemessenen Übergangszeit zu überlegen, wo man sich einbringen will.“

Mike Flohr, Sozialamtsleiter

Die Wahl erfolgt turnusmäßig alle vier Jahre und stünde 2018 an. Wenn sie nicht stattfindet, bleibt der alte Vorstand vorläufig im Amt. „Bis Ende des Jahres kann der Seniorenrat weiter bestehen“, versicherte Mike Flohr. Aber: „Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen und ich würde ihn jetzt ziehen.“ Wenn der Seniorenrat keine Wahl auf die Beine bringt, könnte auf Sicht die Förderung in Frage gestellt werden, so Mike Flohr. Bisher nehmen die Mitglieder als sachkundige Bürger an Ausschusssitzungen teil und beziehen Sitzungsgelder. Sie haben auch ein Rederecht als Vertreter des Seniorenrates. Dies könnte wegfallen. Mike Flohr stellte seine Meinung dar, betonte, dass seine Worte nur empfehlenden Charakter haben, und verließ dann die Sitzung, „um die folgende Diskussion nicht zu beeinflussen“.

Günter Weber hatte mit Barbara Eifelt, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Landesseniorenvertretung in Nordrhein-Westfalen, eine Fachfrau eingeladen, die Anregungen geben sollte, wie nun zu verfahren ist. Auch sie kam zu dem Schluss, dass es an diesem Punkt wenig Sinn macht, das Gremium fortzuführen. Sie sprach von insgesamt „168 Seniorenvertretungen aller Art in NRW“, jede vierte Kommune habe eine — allerdings sei das Problem, neue Kandidaten zu finden, weit verbreitet.

Ursula Erdelen-Schäfer, die über eine Mitarbeit im Seniorenrat nachgedacht hat, sagte: „Wenn so wenige Menschen beteiligt sind, ist es zum Scheitern verurteilt. Daran will ich nicht beteiligt sein.“ Sie empfahl, lieber aufzuhören, das Gremium aufzulösen und die eigenen Ideen zum Beispiel in Bürgervereine oder die Seniorenverbände der Parteien zu tragen. Letzteres lehnte Günter Weber mit dem Hinweis ab, dass Überparteilichkeit ein Urgedanke bei der Gründung des Seniorenrates war.

Vorsitzende Gertrud Brüggemann bedauerte zutiefst, „dass das alles den Bach runtergeht“. Man habe viel geleistet und viel vorzuweisen, betonte Brüggemann, die sich sowohl bei Mike Flohr als auch bei der lokalen Presse bedankte. Sie hatte trotz angeschlagener Gesundheit in Aussicht gestellt, „mit Fragezeichen weiterzumachen“. Günter Weber sprach von einer zweimonatigen Frist, die man abwarten will, um zu sehen, „ob noch etwas passiert“.