Der Wochenmarkt erwacht wieder
Steckt der Markt wirklich in der Krise oder handelt es sich nur um ein saisonales Phänomen? Die WZ fragte vor Ort nach.
Neviges. Weniger Stände und rückläufige Publikumsströme — diesen Trend wollen viele Nevigeser beim Wochenmarkt erkannt haben. Auch im Bezirksausschuss Neviges waren die Probleme des Marktes schon Thema. Die WZ wollte von erfahrenen Marktbeschickern und langjährigen Besuchern wissen: Ist wirklich ein Negativtrend am Wochenmarkt erkennbar? Die Meinungen gehen auseinander.
Gestern zeigte sich der Markt von seiner besten Seite. Die meisten Händler hatten alle Hände voll zu tun, die Kunden abzuarbeiten. Lücken zwischen den Ständen blieben nicht, das Geschäft wollte sich keiner entgehen lassen. Für Elke Klinger, die seit rund sieben Jahren mit ihren Lederwagen nach Neviges kommt, ist das ein ganz normales saisonales Phänomen. „Klar, über den Winter waren weniger Händler vor Ort. Die Blumenstände blieben häufig weg und es gab weniger Obst und Gemüse“, erklärt sie den verkürzten Markt der vergangenen Monate. „Ab Frühjahr ist jetzt alles wieder normal“, sagt die Marktfrau.
Doch die zahlenmäßig schwachen Märkte zur kühleren Jahreszeit haben offenbar bei einigen Kunden Spuren hinterlassen. Gefühlt ist der Markt bei einigen auf dem absteigenden Ast. Gisela Brechtel (68) ist seit Jahren Marktkundin. Sie sagt: „Ich habe schon das Gefühl, dass der Markt kleiner geworden ist.“
Kundin Carmen Schmidt (50) sieht es ähnlich: „Vor ein paar Jahren war der Markt noch viel schöner.“ Sie zeigte sich froh, dass gestern wieder mehr Stände bei schönem Wetter ihr Angebot präsentierten. „Das war ja die letzten Male fast schon wie in Velbert-Mitte“, sagt sie. Der Nevigeser weiß — das ist ein hartes Urteil.
Willi Hinz (79) winkt ab. „Albern, der Wochenmarkt ist doch voll“, sagt er. „Man hat immer mal schwächere Zeiten dazwischen“, so der erfahrene Wochenmarkt-Besucher, der bereits seit 30 Jahren regelmäßig auf der Elberfelder Straße einkauft.
Maria Koket von der Brotbäckerei Artur Müller will hingegen bemerkt haben, dass der jüngste Winter besonders hart für die Markthändler war. „Das war schon heftig. Viele kamen schon gar nicht mehr, weil es sie für sich nicht mehr lohnt“, sagt sie. Es sei nicht ungewöhnlich, an solchen Tagen mit einem Minus nach Hause zu fahren. Sie sagt: „Lange geht das nicht mehr gut.“
Schlechtes Wetter — keine Stände. Ein Umstand, der denjenigen sauer aufstößt, die trotzdem zum Wochenmarkt kommen. Erika Feldmann (77) , die seit 47 Jahren mit ihrem Gürtelstand vor Ort ist, beleuchtet die andere Seite. „Bei Regen bin ich froh, wenn ich in meinem Alter nicht noch den Stand aufbauen muss“, sagt sie. Im Allgemeinen sei der Nevigeser Markt jedoch weiterhin im Vergleich zu anderen noch immer sehr gut frequentiert.
Alex Maugeri (37) ist mit dem Stand von Kartoffeln Sieg Bochum zum dritten Mal auf dem Markt. Er hat einen positiven ersten Eindruck: „Der Markt hat sehr viel Potenzial.“
Kundin Hiltrud Knopf (73) sagt es so: „Es gibt zwar weniger Angebot als früher. Aber ich persönlich vermisse hier nichts.“