Wülfrath Er wünscht sich eine Kultur des Behaltens

Wülfrath · Interview Der Leiter der städtischen Sekundarschule, Reto Stein, spricht über die Vergabe von Plätzen an der Schule am Berg, Quereinsteiger und Wechsel an andere Schulen.

Reto Stein leitet die städtische Sekundarschule.

Foto: Blazy, Achim (abz)

. Die Schule am Berg bietet unter anderem einen bilingualen Zweig, bei dem Englisch als Fremdsprache auch in anderen Fächern unterrichtet wird. Es ist eine Ganztagsschule mit einem vielfältigen Angebot an Arbeitsgemeinschaften. Rund 500 Kinder werden derzeit an der städtischen Sekundarschule unterrichtet. Wir sprachen mit Schulleiter Reto Stein.

Wie verfährt die Schule bei der Vergabe von Plätzen?

Reto Stein: Die Schule am Berg ist eine Schule für alle Kinder. Wir nehmen Schüler unabhängig davon auf, welche Schulformempfehlung sie haben. Sofern, wie in der Vergangenheit, mehr Anmeldungen als Plätze vorliegen, so werden Geschwisterkinder bevorzugt. Wichtig ist unter anderem auch ein ausgewogenes Verhältnis der Geschlechter und das die Leistungsfähigkeit der Schüler durchmischt ist. Insgesamt gibt es sieben Kriterien, die in der Ausbildungsordnung festgelegt sind. Unsere Erfahrung zeigt, dass der Weg eines Kindes am Ende der Grundschule nicht vorgezeichnet ist. So werden diesen Sommer viele Schüler die Schule am Berg mit einem besseren Abschluss verlassen, als am Ende der Klasse vier von der Grundschule prognostiziert wurde. Mehr als 20 Schülerinnen, die keine Empfehlung für das Gymnasium hatten, haben sich die Berechtigung für den Besuch der gymnasialen Oberstufe bei uns erarbeitet. Ein toller Erfolg für unsere Schüler, der auch zeigt, wie gut mein Kollegium arbeitet.

Was passiert, wenn ein Schüler als Quereinsteiger nach einem Platz fragt, für den das Gymnasium oder die Realschule die falsche Schulform ist?

Stein: Ihre Frage weist auf ein grundsätzliches Problem in ganz NRW hin. An Gymnasien und Realschulen wird nach Klasse sechs festgestellt, dass ein Kind die Schule verlassen muss. Im Normalfall würde das Kind nun in die nächstniedrigere Schulform wechseln, also vom Gymnasium zur Realschule. In Wülfrath gibt es außer dem Gymnasium keine andere Schulform des gegliederten Schulsystems, so dass für diese Schüler nur die Sekundarschule verbleibt. Wir können aber nur Schüler aufnehmen, wenn wir noch freie Kapazitäten haben. Wenn unsere Klassen voll sind, bleibt nur der Wechsel an eine Schule in einer anderen Kommune. Dies ist einer der Vorteile der integrativen Schulen, also auch der Sekundarschule. Wer bei uns in der Klasse fünf angemeldet wird, kann nicht fallen, sondern nur besser werden. Wer bei uns in Klasse fünf eingeschult wird, kann nicht abgeschult werden, denn wir sind die richtige Schule für alle Kinder. Mein Wunsch wäre, dass jede Schule die Schüler, die sie in Klasse fünf aufgenommen hat, zu einem Abschluss bringt und die Abschulung abgeschafft wird. Dies wäre eine Kultur des Behaltens, die die Förderung von Schülern in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit stellt.

Können andere Einfluss auf die Vergabe von Schulplätzen nehmen?

Stein: Nein. Über die Aufnahme von Schülern entscheidet der Schulleiter, bei uns die Schulleitung im Team. Wir stehen in einem guten und engen Austausch mit dem Schulamt der Stadt Wülfrath und der Bezirksregierung. Die Entscheidung über die Aufnahme treffen wir dabei nach allgemeinen, für alle Schüler geltenden Grundsätzen. In einem Rechtsstaat wie Deutschland müssen die Bürger Vertrauen darin haben, dass staatliche Institutionen alle gleich behandeln und nicht der Kontakt oder die persönliche Beziehung zu jemandem eine behördliche Entscheidung beeinflusst. Darauf habe ich einen Amtseid geleistet und danach handle ich auch.