Die Sprechanlage im Ratssaal reagiert sensibel auf Überlastung

Der Frequenzbereich des Systems kollidiert mit WLAN und Bluetooth.

Foto: Archiv/Schinkel

Wülfrath. Das Grauen beginnt immer um 17 Uhr. Dann fangen in Wülfrath die Rats- und Ausschusssitzungen an, in denen die Hobbypolitiker gerne etwas sagen wollen zu B-Plan oder zu Punkt 31.43 des Haushalts. Wenn sie denn können. Denn seit Jahren gibt es Ärger mit der Sprechanlage im Ratssaal. Die ist 2006 als kabellose Anlage installiert worden. An jedem Platz steht ein Mikrofon. Darauf zwei Knöpfe: einer der rot aufleuchtet, wenn er gedrückt wird (Jetzt reden!) und einer, der alles erlöschen lässt, wenn er gedrückt wird (kein Licht: Jetzt Klappe halten!). Hört sich einfach an. Ist aber in Wirklichkeit, nun sagen wir mal: „hakelig“.

Wer einmal personalisierte Hilflosigkeit live erleben will, muss Rats- oder Ausschusssitzungen mal zuhören wollen. „Hallo?...... Hallo?..... Können sie mich hören?“ stammeln da immer wieder Politiker oder Verwaltungsmitarbeiter ins Mikro und erflehen das rote Licht. Aber nix tut sich. Es ist Ruhe im Karton. Ganz Selbstbewusste rufen dann laut in den Saal: „Ich bin Lehrer, meine Stimme hören sie auch so.“

Manche sollen beim hektischen Drücken der Taste schon so kirre geworden sein, dass bei ihnen gar kein Licht mehr an- oder aufging. Besserwisser spielen dann gerne Schuldzuweiser und raunen ihrem Redevorgänger zu: „Haben Sie das Licht bei sich gelöscht? Ich kann sonst nicht sprechen.“

Die Anlage funkt auf dem 2,4-Gigahertz-Band. Dort sind aber auch Bluetooth, WLAN und viele andere zuhause, „deshalb ist es oft überlastet gewesen, und es gab Fehler“, sagt Lars Jäger vom Hauptamt. Damit sollte seit dem Sommer endlich Schluss sein. Die Anlage wurde erneuert. Sie funkt jetzt auf zwei Kanälen, die wechseln, wenn es eine Überlastung gibt.

Im jüngsten Sportausschuss herrschte dennoch wieder Sprachlosigkeit vorm Mikro. Möglich, dass es sich schlicht um Anwenderfehler handelte. Doch vielleicht ist ja auch die Präsidentensprechstelle (heißt wirklich so) schuld. Das ist das Mikro des Vorsitzenden — mit drei Knöpfen: einer zum sprechen, einer, um alle anderen stumm zu schalten und einer, um alle einfach zu löschen.