Die Wunderlaterne fasziniert

Festival: Mit der Laterna Magica wurden die Besucher in der Vorburg des Schlosses in eine Ära längst vergessener Theaterkultur geführt.

Neviges. Behutsam schiebt Ludwig Maria Vogel die über hundert Jahre alten handbemalten Glasscheiben in die Laterna Magica. Das Licht im Raum geht aus und auf der Leinwand vor dem Publikum erscheinen wundersame bunte Bilder. Ein Schimmel zieht einen Schlitten durch die weiße Winterlandschaft, Artisten zeigen Akrobatik im Zirkus und eine alte Wassermühle dreht sich im Wandel der Jahreszeiten. Leise quietscht und knarrt es im Hintergrund, wenn Vogel an der Kurbel der Laterne dreht, um bewegte Bilder auf die Leinwand zu projizieren.

In einer Zeit, die weder Film noch Fernseher kannte, waren Aufführungen mit der Laterna Magica ein grandioses Vergnügen für die Menschen. Am vergangenen Samstag ermöglichte der Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert (KVBV) im Kinder-Winter-Theaterfestival faszinierende Einblicke in die Projektionskunst dieser Wunderlaterne. Rund 50 Besucher fanden trotz Glätte und Schneefalls den Weg in die verschneite Vorburg von Schloss Hardenberg und ließen sich eine Stunde lang von den Bildern des historischen Projektionsapparates verzaubern.

Mit Klavierklängen und Gesang werden die farbenfrohen Bilder stimmungsvoll untermalt. Nur dieses Mal kommt die Musik nicht aus dem Lautsprecher, sondern wie vor über hundert Jahren von einem echten Flügel. Zusammen mit Ludwig Vogel erzählt Karin Bienek vom Licht- und Lustspieltheater „illuminago“ aus Bad Camberg Geschichten zu den Bildern, singt Lieder und haucht den stummen Bilder Leben ein.

„Heute schiebt man eine DVD in den Recorder, drückt einen Knopf und schon kann es losgehen“, sagt Vogel. „Früher jedoch musste ständig jemand den Projektionsapparat bedienen, damit eine Vorführung zustande kam“. Und wie in längst vergangenen Zeiten zählen auch heute keineswegs nur Kinder zu den Besuchern der Wunderlaternen-Vorführung. Auch einige Erwachsenen wollen sich die bunten Bewegungseffekte, Wandel-Nebelbilder oder die „Chromatropen“, auch chinesisches Feuerwerk genannt, der Laterna Magica nicht entgehen lassen.

So gibt es vor allem nach der Aufführung einen regen Andrang bei dem anschließenden Blick hinter die Kulissen. Wie entstehen die bewegten Bilder? Wie wurden die Bilder beleuchtet ohne Elektrizität? Und wie viele Leute konnten gleichzeitig eine Vorführung besuchen? Geduldig und ausführlich beantwortet Vogel jede Frage und erklärt auch die technischen Details des altertümlichen Projektionsapparates.

„Das war einfach nur faszinierend und wunderschön in Szene gesetzt“, findet Kati Schönweitz, die mit ihrer ganzen Familie in die Vorburg gekommen ist. „Ich fand vor allem die bewegten Bilder richtig cool, zum Beispiel als die Gespenster auf dem Friedhof getanzt haben“, schildert Pascal (7) seine Eindrücke.

Zum ersten Mal stand das Kinder-Winter-Theaterfestival dieses Jahr unter einem Motto. Besondere historische Theaterformen will die KVBV dem jungen Publikum in der Adventszeit vorstellen.