Dornröschen hat ausgeschlafen
Der Rat formulierte eine klare Forderung: Die Verwaltung soll endlich förderungsfähige Konzepte fürs Schloss Hardenberg vorlegen.
Neviges. Hitzige Wortgefechte und zahlreiche Stellungnahmen zeigten, dass der Rat für ein Thema ganz besonders brennt: die Wiederbelebung des Schlosses Hardenberg. Am Ende gab es in der jüngsten Ratssitzung bei allen Meinungsverschiedenheiten einen gemeinsamen Nenner: Rund um das Nevigeser Herrenhaus muss sich etwas entwickeln, denn restaurierte, aber geschlossene Kasematten allein locken niemanden nach Neviges. Nach einem Antrag der CDU, der mehrheitlich vom Gremium getragen wurde, geht die Stadt nun in die Prüfung, um voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres der Politik verschiedene förderungsfähige Konzepte zur Auswahl zu stellen.
Ob diese Prüfung bereits in eine gewisse Richtung gehen soll, darüber gab es im Rat Uneinigkeit. Die CDU-Fraktion hatte einen Antrag mit dem Namen „Ensemble Schloss Hardenberg — Erstellung eines Konzeptes zur Errichtung eines naturnahen Abenteuer- und Erlebnisparks“ klare Vorstellungen formuliert. CDU-Fraktionschef Manfred Bolz ahnte schon, dass einige Ratskollegen daraus eine Steilvorlage machen würden: „Wer da hineininterpretiert, dass wir hier Achterbahnen bauen wollen, dem muss das schon als böswillig ausgelegt werden.“
Trotzdem blieb die Kritik an dem Antrag nicht aus, der Anregungen wie eine Sommerrodelbahn im angrenzenden Wald sowie eine kleine Bimmelbahn zwischen Schloss und Wallfahrt macht und den Freizeitpark Schloss Beck als „interessantes Beispiel für eine alternative Nutzung eines Wasserschlosses“ anführt.
SPD-Fraktionschef Rainer Hübinger setzte seinen Redebeitrag dort an: „Beim Schloss Beck spielt das eigentliche Schloss gar keine Rolle. Das sollte bei uns nicht der Fall sein.“ Zudem war er der Ansicht, dass inhaltliche Vorstellungen noch gar nicht formuliert werden sollten. „Wir sind für den Antrag, aber wir sollten das Konzept Profis überlassen.“ Auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Esther Kanschat kommentierte ähnlich: „Das muss privatwirtschaftlich erledigt werden, da haben wir keine Ahnung von.“ Ebenso August-Friedrich Tonscheid (Velbert anders): „Ich würde den Antrag offener gestalten.“ Bolz erwiderte: „Jetzt wird wieder alles zerredet. Wir legen überhaupt nichts fest.“ Die Grundidee sei lediglich, dass die Stoßrichtung „Familie und Kinder“ sein soll.
Planungsamtsleiterin Heike Möller machte deutlich, dass man bei der kommenden Konzeptfindung in alle Richtungen schauen wird. Zu der CDU-Anregung sagte sie: „Das ist eine super Idee, aber es fallen mir noch 17 andere ein.“ Nach der Prüfung, die einige Monate dauern wird, sollen der Politik mehrere Varianten vorgestellt werden, von denen die Verwaltung glaubt, sie mit externen Geldern realisieren zu können.
Esther Kanschat wunderte sich darüber, dass am Schloss bereits Umfragebögen zur zukünftigen Nutzung verteilt wurden: „Wir können die Bürger doch erst fragen, wenn wir wissen, was eigentlich förderungsfähig ist. Sonst frustriert so eine Umfrage doch nur.“ Bürgermeister Dirk Lukrafka kommentierte: „Eine komische Art der Bürgerbeteiligung, wenn wir erst hinterher fragen.“ Die Wünsche der Befragten sollen schon jetzt in die Überlegungen eingebunden werden. Der Schlossförderverein wünscht sich weiterhin, dass ein wissenschaftlicher Beirat mit Fachleuten, Förderern und Verwaltung mit der Frage nach der zukünftigen Schlossnutzung beauftragt wird. Vorsitzender Peter Egen: „Wir haben das bereits dem Bürgermeister vorgeschlagen. Darüber wird noch entschieden.“ Egen freut sich aber, dass der Prozess nun angestoßen ist. Nur: „Für uns steht das Herrenhaus im Mittelpunkt.“