Wülfrath Dürre setzt Landwirt zu

Wülfrath. · Für Bernd Kneer bedeutet der Klimawandel weniger Ertrag – wird jetzt Weinanbau eine Option?

Bernd Kneer muss wegen des trockenen Bodens kreativ werden.

Foto: Tanja Bamme

20 Prozent weniger Ertrag im Vergleich zum Durchschnittswert kann Kreislandwirt Bernd Kneer in diesem Jahr im Bereich der Getreideernte verbuchen. Für den Zustand macht er die anhaltende Dürre verantwortlich. „Das ist unternehmerisches Risiko“, argumentiert der Wülfrather Landwirt, der im Großraum Wülfrath, Ratingen und Mettmann rund 200 Hektar Acker­boden bewirtschaftet. Während seine Gerste noch „recht gute“ Erträge erzielte, litt die Weizenernte stark unter den langanhaltenden Trockenperioden. „Dabei ist in der Jahresbilanz der Niederschlag nicht einmal wahnsinnig schlecht“, erklärt Kneer, der in den letzten zwölf Monaten von 960 Millimeter Niederschlag berichten kann. „Normal sind zwischen 1000 und 1100 Millimeter. Der Wert ist also in Ordnung.“

An der Verteilung hat es letztlich gelegen, dass die Pflanzen besonders in der Kornbildungs- und Blütezeit April bis Juni weniger Wasser bekamen. „Im Februar hatten wir noch 180 Millimeter Niederschlag zu verbuchen. Im April 14 Millimeter, im Mai noch weniger. Dabei wäre gerade diese Zeit wichtig gewesen.“

Den Kopf in den Sand stecken, das kommt für die Familie Kneer nicht in Frage. Im Gegenteil: Viel mehr wird nach Lösungen gesucht. Und die könnte in dem Anbau von heimischen Eiweißfrüchten liegen. Die Acker­bohne wird beispielsweise bereits auf den „kneerschen“ Feldern angebaut. „Wirtschaftlich ist der Anbau aber noch nicht. Es lohnt sich für uns nur, weil wir Förderungen erhalten“, erklärt Bernd Kneer, der künftig auch auf andere Eiweißfrüchte, wie etwa Soja oder Lupine setzen möchte. „Wir probieren einiges aus. Und diese Früchte sind trockenresistenter.“

Beim Grünland ist der Ertrag
um bis zu 40 Prozent gesunken

Dass aber auch ein guter Boden zum Ertragserfolg beiträgt, verrät der Fachmann ebenfalls. Da sich seine Felder in bergigen Regionen befinden, kann er den Höhenunterschied deutlich spüren. „Da machen 20 Meter schon einiges aus“, ist sich Bernd Kneer sicher, der grundsätzlich einen Boden bewirtschaftet, der das Wasser gut speichert. Diesem Boden ist es auch zu verdanken, dass die Zuckerrüben in diesem Jahr nicht wahnsinnig schlecht abschneiden. „Es wird zwar keine Bomben-Ernte, aber wir sind zufrieden“, so Kneer.

Bei dem Grünland, das die Familie als Futtermittel anbaut, sieht es hingegen deutlich schlechter aus. Zwischen 30 und 40 Prozent weniger Ertrag und der damit verbundene Zukauf aus anderen Regionen ist das Ergebnis der langen Trockenheit. „Das wird sich sicher auch wieder ändern und es wird ganz bestimmt auch wieder Jahre geben, wo wir uns wünschen, dass es aufhört zu regnen. Tendenziell betrachtet wird es aber immer wärmer und wir müssen uns Lösungen überlegen, wie die Zukunft aussieht“, erklärt der Landwirt, der in der Vergangenheit schon zahlreiche Fachvorträge zu diesem Thema besucht hat. „Wenn der Temperaturanstieg weiter anhält, können wir hier irgendwann Wein anbauen. Es findet derzeit ein strukturelles Umdenken statt.“

Bei den Kollegen mit Kartoffelanbau kann Bernd Kneer in diesem Jahr eine gute Ernte beobachten. „Und auch der Mais wächst, wenn er rechtzeitig angebaut wurde, gut“, versichert der Fachmann. „Schwerer wird es bei Mais, der erst in der Trockenzeit angepflanzt wurde, der ist zum Teil nur 80 Zentimeter hoch gewachsen.“ Er selbst hat seiner September-Aussaat aufgrund anhaltend hohen Temperaturen ebenfalls um sieben bis zehn Tage verschoben. „Wir müssen flexibel sein. So ist das eben in der Natur.“