Düssel erinnert an sein Wahrzeichen

2017 wurde eine Linde am Passionskreuz gefällt. Der Bürgerverein fordert einen neuen Baum.

Foto: Achim Blazy

Wülfrath. Das Knie wollte nicht so, wie Klaus Koslick wollte, deshalb konnte der Pressesprecher des Bürgervereins an dem Gedenktreffen unter den Linden am Sonntagnachmittag nicht teilnehmen. „Der Weg dorthin ist ein wenig mühsam und für mich derzeit nicht zu bewältigen“, sagt der Pressesprecher des Bürgervereins, „ansonsten wäre ich natürlich dabei gewesen.“ Auch viele andere, gerade ältere Düsseler Bürger entschieden sich vor allem wegen der hochsommerlichen Temperaturen gegen den gemeinschaftlichen Aufenthalt am Passionskreuz. „Dort ist ja auch kaum Schatten, das kann ich schon gut verstehen“, erklärt Michael Becker, der das Zusammentreffen eingestielt und arrangiert hatte.

Als ehemaliger Vorstand des Bürgervereins ist er nahe dran an der Thematik rund um das Wahrzeichen, das durch den Verlust der dritten Linde an Symbolkraft verloren hat. Immerhin zwölf Personen aus der Dorfgemeinschaft fanden ihren Weg dorthin, genossen die gemeinsame Zeit, machten aber auch ihrer Unzufriedenheit über den Ist-Zustand der Kulturstätte Luft.

„Die katholische Kirche als Grundstückseigentümer hatte uns eine Neubepflanzung versprochen“, erzählt Michael Becker mit Frust und Enttäuschung in der Stimme, „aber bis heute ist gar nichts passiert.“ Eine schriftliche Anfrage bei der Kirche, warum dies so sei, wurde mit den Worten „es gibt nichts Neues zu berichten“ beantwortet.

Zuvor hatte Diakon Michael Anhut erklärt, es gäbe keinen Grund zur Eile. Eine Bodenverseuchung könnte einen neuen Baum gefährden. Die alte Linde war stark von dem sogenannten Brandkrustenpilz befallen und hatte mehr als 50 Prozent ihrer Rinde verloren, bevor sie am 30. Juni 2017 gefällt werden musste. Unmittelbar danach hatte die Kirche eine Zusage auf Ersatz gegeben.

„Die drei Linden bilden mit dem Passionskreuz zusammen eine Einheit“, sagt Michael Becker, der die Inaktivität der Kirche nicht nachvollziehen kann. „Die Stadt hatte schließlich auch schriftlich zugesagt, sich finanziell beteiligen wollen, da es sich um ein ortsprägendes Denkmal handelt, und auch wir als Bürgerverein tun, was in unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten steht.“

Immerhin, eine Linde von rund zwölf Metern Höhe wiegt rund sechs bis sieben Tonnen, inklusive Transport und Bepflanzung entstehen Kosten in Höhe von etwa 15 000 Euro (plus Mehrwertsteuer). Laut Landschaftsgärtner Jan Wetzel vom ansässigen Unternehmen Sollazzo & Wetzel hat die Kirche übrigens mit ihren Bedenken nicht ganz Unrecht. „Der Pilz wird garantiert im Boden nachweisbar sein. In welcher Konzentration das der Fall ist, kann man mit einer Bodenprobe problemlos feststellen.“ Im Falle eine Neubepflanzung eines Baumes dieser Größenordnung sei seiner Meinung nach ein großzügiger Bodenaustausch unabdingbar. „Ein Baum braucht zwei Jahre, bis sein Immunsystem voll ausgereift ist. Bis dahin ist er sehr empfindsam und durch die Neuansiedlung extrem angreifbar. Also selbst bei wenigen nachgewiesenen Pilzsporen könnte die neue Linde zugrunde gehen.“

Dies alles stößt auf Verständnis der Düsseler. Warum aber die Kirche sich so schwer tut, dies offen zu äußern, verwundert sie. Der Einladung zum gemeinsamen „Sit-in“ des Bürgervereins jedenfalls ist kein Vertreter der Kirche gefolgt.