Ehrenamtlicher Lern-Pate: „Gute Noten sind der Lohn“

Mathe, Englisch und Naturwissenschaften — seit sechs Jahren fördert der frühere Chemotechniker Harald Schnorbus Kinder der Hauptschule in seiner Freizeit als sogenannter Lern-Pate.

Wülfrath. „Manchmal versuchen die Schüler, einen reinzureiten“, sagt Harald Schnorbus und schmunzelt dabei. Der 66-Jährige hilft ehrenamtlich an der Hauptschule Wolverothe. Mit einer Aufgabe zur Berechnung einer Brücke erwischten die Schüler ihren Nachhilfelehrer kalt: „Ich habe zu Hause vier Stunden daran gesessen.“ Die Lösung haben die pfiffigen Schüler am nächsten Tag bekommen — Schritt für Schritt zum Nachvollziehen.

Mathe, Englisch und Naturwissenschaften — seit sechs Jahren fördert der frühere Chemotechniker Kinder der Hauptschule in seiner Freizeit als sogenannter Lern-Pate. Die Initiative „für mich, für uns, für alle“ zeichnete ihn dafür gestern mit dem Deutschen Bürgerpreis aus.

„Die Noten sind die Belohnung“, sagt der schlanke Mann mit Schnauzbart. Wenn die Schulleitung Kinder zu ihm schicke, heiße es meist: Die stehen auf Fünf und nächste Woche schreiben wir eine Arbeit. „Wünschenswert ist eine Drei, aber das kann drei oder vier Jahre dauern. Die Kinder müssen Vertrauen aufbauen“, sagt Schnorbus.

Mit dem Beginn der Rente hat er sich die neue Aufgabe gesucht. „Rentner bauen eigentlich nur Vogelkästen“, sagt der Vater von drei erwachsener Kindern. Ihm habe das nicht gereicht. In der Werkstatt sei ihm der Gedanke gekommen, Kinder zu unterstützen, die es nötig haben, sich Nachhilfe aber nicht leisten können. „Da kommt Einiges zurück, sonst würde ich es nicht machen“, sagt Schnorbus.

Manchmal muss sich Schnorbus außer um die Schüler auch um die Eltern kümmern: „Die sagen ihren Kindern: Ach, du kannst das sowieso nicht.“ So würden Schüler doch wieder eine Sechs schreiben, auch wenn sie den Stoff in der Übungsstunde gekonnt hätten. „Sie brauchen jemanden, der ihnen zuhört.“ Solche Probleme gehe er bei einem Kaffee-Besuch bei den Eltern an.

Die Art der Arbeit habe er über die Jahre oft geändert, sagt Schnorbus. Angefangen habe es mit Stunden in der Schule, dann habe er die Schüler zu seiner Frau und sich nach Hause gebeten. Auch bei den Familien der Schüler habe er unterrichtet — die aktuelle Ganztagsbetreuung mache das aber schwierig: „Es ist schwer, Schüler nach 16 Uhr noch zu motivieren.“

Jetzt hilft Schnorbus wieder direkt in der Schule: „Wir gehen während der Nachmittagsbetreuung in einen separaten Raum.“ Von einem oder zwei Kindern zu Beginn eines Schuljahres wachse seine Klasse auf bis zu 20 Kinder an.