Eine Kirche verschwindet
Die WZ wirft mit Pfarrer Thomas Rehrmann einen letzten Blick in das Gotteshaus im Herzen von Rohdenhaus.
Durch die evangelische Kirche Rohdenhaus pfeift der Wind. Nicht nur, weil drei der großen Kirchenfenster bereits ausgebaut sind, sondern auch, weil ein Bagger in die Außenwand des ehemaligen Gemeinderaums ein riesiges Loch gerissen hat. Seit gestern wird auch dem letzten Rohdenhauser schmerzlich bewusst, dass von der geliebten Kirche sehr bald nichts mehr übrig sein wird.
Pfarrer Thomas Rehrmann (39) betritt den Backsteinbau. Wahrscheinlich ein letztes Mal, denn bald wird es zu gefährlich sein, sich in der Ruine aufzuhalten. Da der Boden von Scherben übersät ist, knirscht jeder Schritt. Das Mobiliar der Kirche ist schon weg, nur die demontierte Orgel steht noch einsam in der Ecke. Rehrmann entweicht: „Das sieht ja traurig aus.“
Thomas Rehrmann, Pfarrer
Der Pfarrer, der seit drei Jahren in Wülfrath ist, hat selbst nicht mehr in dem 2011 entwidmeten Gotteshaus gepredigt, aber er weiß, wie viel es den Menschen vor Ort bedeutet hat. „Viele gehen an der Kirche vorbei und sagen: ,Ich kann gar nicht mehr hinsehen.’ Manchen kommen auch die Tränen“, berichtet der Pfarrer.
Er weiß ganz genau, was die Kirche ausgemacht hat: „Durch den kleinen Kirchenraum war man immer ganz nah an den Leuten dran. Das passte gut zum Stadtteil.“ Noch immer treffen sich rund zehn Gläubige aus der Gemeinde einmal im Monat im angrenzenden Kindergarten zu einem Gottesdienst.
In den nächsten Tagen geht alles ganz schnell. Das Pfarrhaus ist bereits vergangene Woche dem Erdboden gleichgemacht worden, Ende der kommenden Woche soll auch von der Kirche keine Mauer mehr stehen. Übergabe des Geländes an einen der neuen Eigentümer — das Areal wird in Parzellen aufgeteilt — ist bereits im Mai.
Die Möbel der Kirche spendete die Gemeinde der Lettlandhilfe in Mettmann. Die Glocke, die bald mit einem Autokran aus dem Turm gehoben wird, soll eingelagert werden. Rehrmann: „Wir wissen noch nicht, was wir damit machen, vielleicht wird sie irgendwann einmal ein Denkmal.“
Der Hahn vom Dach wird auf jeden Fall zu einem ganz persönlichen Erinnerungsstück. Der Pfarrer berichtet: „Den schenken wir den ehemaligen Küstern — die wollen ihn im Garten aufstellen.“