Es ist Sommer – immer noch

MusikSzene Jetzt ist das WüRG-Haus ein echter Rockclub, den In Vain mit einem denkwürdigen Konzert eingeweiht haben.

Wülfrath. Herbst? Und warum ist es dann so heiß, geradezu schweißtreibend? E-Gitarren zirpen wie Grillen im August. Die Shirts von Bene und Herr Richter sind längst durchgschwitzt. "Und es war Sommer" singen sie mit Schlager-Augenzwinkern - und mehr als 150 singen mit: In Vain sind zurück.

Zweieinhalb Jahren nach ihrem Open Air-Finale in Schlupkothen steht die Band wieder auf der Bühne und liefert zu Halloween in den umgebauten Räumen des WüRG-Hauses am Zeittunnel eine rund dreistündige Rock-Pop-Revue vom Feinsten ab. Ein denkwürdiges Konzert - ausgelassen, energiegeladen und musikalisch reif.

Seit Anfang des Jahres sind die WüRGer rund um den Vorsitzenden Christain Erbach vor allem auch Handwerker. Die Stunden, die die Rockfans mit Maurerkelle und anderem Werkzeug zugebracht haben, sind kaum zu zählen. "Drei Tage in der Woche haben wir hier schon im Schnitt gearbeitet", sagt Erbach - ein Einsatz, der sich bezahlt macht.

Aus dem Vereinsheim wird ein Rockclub, der auch den schärfsten Brandschutzauflagen gerecht wird. Der Haupteingang wurde verlegt, damit der Lärm von der Wohnbebauung fern gehalten wird. Die Schallisolierung wurde verstärkt, der Bar-Bereich professionalisiert. Über den Türen leuchten grüne Notausgangschilder auf. "Diese Veranstaltung ist die Feuerprobe", sagt Erbach.

Im Laufe der verrockten Nacht darf er bilanzieren, dass das Konzept funktioniert. "Wir haben uns in den vergangenen Monaten auf den Umbau konzentriert. Nun soll die Rockmusik wieder in den Vordergrund rücken", kündigt er an. Da denkt er zum Beispiel an Nachwuchsförderung, "die zuletzt etwas zu kurz gekommen ist". Das ist der Blick nach vorn - jetzt aber wird erst einmal gefeiert.

"Wie ein Klassentreffen" ist dieser Abend für Bernd Schug. Der Schlagzeuger von Cold Turkey schaut sich um - und sieht Wülfraths Rockfamilie. "Ausverkauft", strahlt WüRG-Vorstand an der Kasse. Karten verkauft er nicht mehr, nur Getränkebons.

Im Saal geben Smith Cat den Halloween-Gästen Saures. Hart, kompromisslos jagt die Band durchs Repertoire - das Publikum quittiert’s mit Beifall und nickenden Köpfen.

Die Umbaupause ist nur kurz, dann entern In Vain die Bühne. Spielfreude pur - als hätten sie sich nie getrennt. "Aber bitte mit Sahne" eröffnet die Show: Das feierwillige Publikum lässt sich nicht lange bitten - und nimmt diese Einladung zu Party und Mitsingen dankend an. In Vain verstehen es, mit einer schrägen Mischung aus Rock-Klassikern und gepimpten Schlagerjuwelen den Menschen vor der Bühne einzuheizen.

Das Septett hat Spaß - das spürt das Publikum, das überträgt sich auf das Publikum. Eintänzer und Sänger Bene und Herr Richter sind Einpeitscher, die ihren Anhang immer wieder zum Mitmachen animieren, dabei auch über sich selbst lachen können.

Für eine gute Show muss man eben auch Opfer bringen - wie Stephan Merken. Der Gitarrist hatte sich beim Fußball den Daumen der linken Hand gebrochen. "Na und?" Eben. Garagenrock à la "All the small things", Rasantes wie "Westerland", Herzergreifendes wie "Trink doch eene mit" oder Unzerstörbares wie "Ich war noch niemals in New York": In Vain covern mit Leidenschaft und Klasse. Dazu setzen Marc Tuschy und Konny Konrad die Band ins rechte Licht. Erbach mischt den Ton ab - ein Trio, das zur Band gehört, sie in der Summe zum professionellen, WM-reifen Team macht. Begeisternd ihre Version von "54, 74, 90, 2010" - In Vain sind schon auf Titelkurs, und an eine Trennung wird nicht mehr gedacht.

Auf den nächsten "Time Warp", den In Vain entfesselt in ihrer Rocky Horror Music Show beisteuern, will man gar nicht wieder mehr als zwei Jahre warten. Ja: In Vain sind zurück - besser denn je!