Velbert: Eine Stadt voller Gesang

Im voll besetzten Forum Niederberg präsentierten die Velberter Chöre ihre im Sommer aufgenommene CD.

Velbert. Schwarze Blazer und bunte Schals, rote und braune Anzüge, silberne Jacketts - die verschiedenen Chöre konnte der Besucher am Samstag im Forum Niederberg schon im Voraus an der Kleiderordnung erkennen. Bis auf den letzten Platz war der Theatersaal gefüllt, als die Gemeinschafts-CD "Velbert singt" in einem Chorkonzert präsentiert wurde. 15 weltliche Sängerformationen, die dem Stadtverband Velberter Chöre angeschlossen sind, hatten den Tonträger im Sommer aufgenommen (WZ berichtete). Nun wurde das fertige Werk mit einem großen Live-Auftritt beworben.

30 Stücke bekam das Publikum zu hören, je zwei von jedem Chor. Von internationaler Musik wie "Good News" bis zu traditionellem Liedgut wie "Hase und Jäger" oder "Süß Liebe liebt den Mai" war alles dabei und gestaltete den Nachmittag so facettenreich, wie die Chöre selbst sind. Die Velberter Kinder- und Jugendsänger waren schließlich ebenso dabei wie reine Männer- und Frauenchöre und der Velberter Seniorenchor. Stefan Funkenberg, selbst Mitglied des Doppelquartetts Ars Cantica, führte unterhaltsam durchs Programm und hatte sogar für seine Funktion als Moderator den passenden Spruch parat: "Über Musik zu reden ist wie über Architektur zu tanzen."

"Man kann sich eine Stadt ohne Kino vorstellen, auch wenn es sicherlich nicht schön ist. Auch eine Stadt ohne vernünftige Autobahnverbindung kennen wir schon lange. Sogar an eine Stadt ohne Geld müssen wir uns zukünftig gewöhnen. Aber eines darf nie passieren - eine Stadt ohne Gesang", sprach Bürgermeister Stefan Freitag vielen aus der Seele. Ob der Frauenchor Neviges, der Frauenchor Silcher Nierenhof/Ruhr oder Charisma - die Chöre sind aus Velberts Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. "Wir vertreten ein breites Spektrum und trotzdem sind wir eine Gemeinschaft", sagte Wolf E. Schlagowski, Vorsitzender des Stadtverbandes Velberter Chöre.

Im Saal gab es an diesem Tag jedenfalls nur ein Thema: "Ach, du singst auch?" "Dich hätte ich hier nicht erwartet!" "Da müssen wir mal zusammen singen" oder "Da bin ich ja mal auf eure Version von ‚Wenn Zigeuner Hochzeit machen’ gespannt", rief man sich durch die Reihen zu, bevor das Konzert losging. "Viele Lieder hat man schon selbst gesungen, aber jeder Chor bringt es anders herüber. Es ist schön, hier so viele Sangeskollegen zu treffen", sagte Monika Schmalbein vom Frauenchor Neviges.

Für die CD-Aufnahme war der Saal der Realschule Kastanienallee zum Tonstudio umfunktioniert worden. "Das war schon ein besonderes Erlebnis. Flugzeuge durften in der Aufnahmezeit nicht zu hören sein, ein einziger Huster verdarb das Lied", erinnerte sich Barbara Koervers mit ihren Sängerfreundinnen. Beim Auftritt im Forum war die absolute Umgebungsstille weniger wichtig. Doch konzentriert, professionell und voller Leidenschaft brachte jeder Chor seine Lieder dar. Gänsehautgefühl machte sich breit, als der Chor Charisma "Mater Dei" anstimmte. Und auch das Doppelquartett Ars Cantica, das erst vor einer Woche zum Leistungschor aufgestiegen ist, begeisterte voller Harmonie mit "Der Entfernten" von Franz Schubert.

Von jungen Sängern bis alten Hasen war im Chorprogramm alles vertreten: "Es ist immer wieder bewundernswert, wie generationenübergreifend unsere Chöre sind", freute sich Altbürgermeister und Chorgesangliebhaber Heinz Schemken.