Ratingen: Einblicke in die Unterwelt

Viele stiegen am Samstag in das neu gebaute Becken an der Dechenstraße hinab. Es soll die Stadt vor Überflutung schützen.

Ratingen. "Herzlich willkommen in der Unterwelt", begrüßt Baudezernent Ulf-Roman Netzel mit einem Lächeln auf den Lippen die Neugierigen, die einen Blick in das Regenrückhaltebecken werfen wollen. In sechs Metern Tiefe erleben nicht wenige Bürger eine Überraschung: "Riesig, so groß hätte ich mir diese Anlage beim besten Willen nicht vorstellen können", sagt Udo Kock, und seine Frau Brigitte stimmt zu.

Stefanie Mahling kommt in der Halle auf ganz andere Gedanken: "Ich habe gerade mit meinen Kollegen von der Freiwilligen Feuerwehr überlegt, was man alles aus dieser wahnsinnigen Fläche hätte machen können. Es wäre eine schöne Disko, aber eine Kartbahn würde uns hier noch besser gefallen." Es ist ein außergewöhnlicher Arbeitstag für sie. "Als Normalsterblicher kommt man doch nie wieder in so eine Anlage, wenn die erst einmal überflutet ist. Ich wäre auch gekommen, wenn ich heute keinen Dienst gehabt hätte."

Doch nicht nur für die Technikbegeisterten bietet das unterirdische Reservoir, das etwa der Größe eines Fußballfeldes entspricht, eine Menge. Viele Ratinger haben den Tag für einen Familienausflug genutzt. "Schade, dass wir nicht daran gedacht haben, den Roller mitzunehmen, dann hätte mein Enkel mit den anderen Kindern, die hier Rollschuh fahren, spielen können", sagt Helga Kritschil. Für den dreijährigen Levis sei aber auch so viel zu erleben, meint sie. Er findet das alles einfach nur "cool".

"Ein Jahr lang bin ich jeden Tag an der Baustelle vorbeigefahren, da ist es natürlich eine einmalige Gelegenheit, sich solch ein Becken mal genau anzugucken", meint Bernd Hohgräfe, der mit seinem 13-jährigen Sohn und dessen Freund die Anlage besichtigt. Der Ingenieur schwärmt geradezu von der Technik, die an der Dechenstraße verbaut wurde. "Nach den Erlebnissen auf der Poststraße finde ich es auf jeden Fall angemessen, solch ein Becken zu bauen."

Eine runde Sache wird der Tag durch einen Vortrag von Baudezernent Ulf-Roman Netzel, für Atmosphäre sorgt das Spiel des Jungen Gitarrenensembles der Musikschule Ratingen. Anschaulich und mit vielen Bildern erklärt Netzel, was die Stadt für den Hochwasserschutz tue und wie die Anlage an der Dechenstraße funktioniere.

"Das ist wirklich gut dargestellt worden, jetzt versteht man auch, wie das alles funktioniert", findet Udo Kock. Bisher habe er noch immer "trockene Füße" gehabt, doch Hochwasser könne ihn trotzdem jederzeit treffen. "Am beeindruckendsten finde ich, dass man hier sieht, wie gewaltig die Natur und ihre Katastrophen doch sein können und was man alles dagegen tun muss - und kann."